Kardinal Zen: Parolin manipuliert Papst bei China-Politik

"Ich habe Beweise"

Der chinesische Kardinal Joseph Zen Ze-kiun wirft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor, Papst Franziskus bei der China-Politik "zu manipulieren". Zuvor war Kritik an Zen selbst laut geworden. 

Katholische Kathedrale in China / © Mirko Kuzmanovic (shutterstock)
Katholische Kathedrale in China / © Mirko Kuzmanovic ( shutterstock )

Parolin habe falsche Übersetzungen chinesischer Begriffe an den Vatikan weitergegeben und Kritik unterschlagen, um das Abkommen zwischen der Kirche und der kommunistischen Regierung in Peking durchzusetzen, schrieb der emeritierte Erzbischof von Hongkong in einem am Montag auf Englisch via Facebook veröffentlichten Offenen Brief an den Dekan des Kardinalskollegiums Giovanni Battista Re und die Kardinäle.

"Ich habe Beweise dafür, dass Parolin den Heiligen Vater manipuliert, der mir immer so viel Zuneigung zeigt, aber meine Fragen nicht beantwortet", schrieb Zen. Die chinesische Fassung des Briefs hatte der 88-Jährige am Sonntag in seinem Blog veröffentlicht.

Gegner des China-Abkommens

Der schon als Erzbischof von Hongkong als scharfer Kritiker Chinas bekannte Kardinal ist ein entschiedener Gegner des Vatikan-Abkommens vom September 2018 mit Peking über die Ernennung von Bischöfen. In dem bislang nicht veröffentlichten Abkommen soll vereinbart worden sein, dass der Vatikan die Bischöfe auswählt und diese dann jedoch erst nach Zustimmung der Führung Chinas ernannt werden.

Mit dem Offenen Brief reagierte Zen auf ein Schreiben von Kardinal Re vom 26. Februar an alle Kardinäle, in dem dieser auf die Kritik Zens an dem Abkommen mit China einging. Laut Medienberichten habe Re betont, die letzten drei Päpste hätten nicht mit der Position Zens übereingestimmt, "dass es besser sei, kein Abkommen als ein schlechtes mit China zu haben".

Spaltung zwischen staatlich kontrollierter Kirche und Untergrundkirche

Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China 1950 lehnt die Kommunistische Partei vom Vatikan ernannte Bischöfe ab und ernennt eigene Bischöfe. Diese Politik hat zu einer Spaltung in eine staatlich kontrollierte katholische Kirche und eine papsttreue Untergrundkirche geführt.

Schätzungen zufolge sind 9 bis 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken; amtliche Stellen sprechen von 6 Millionen. Neben einer regierungsnahen, staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst.


Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun / © Jörg Loeffke (KNA)
Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun / © Jörg Loeffke ( KNA )

Kardinal Giovanni Battista Re / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Giovanni Battista Re / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA