Deutschland dienstältester Generalvikar Theo Paul gibt Amt ab

"Ich bin doch ein Osnabrücker"

Generalvikar sei in seinen Plänen eigentlich nie vorgekommen, sagt Theo Paul im Rückblick. Jetzt gibt der 66-Jährige nach 23 Jahren das Amt aus gesundheitlichen Gründen ab. Ein Seelsorger und Manager mit vielen Talenten.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Theo Paul / © Lars Berg (KNA)
Theo Paul / © Lars Berg ( KNA )

Der Plan war ein anderer. 1997 wurde Theo Paul vom damals noch frisch ernannten Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zum Generalvikar des Bistums ernannt. Und nur zu gern hätten beide im Gespann auch in den kommenden Jahren die Leitung der Diözese geschultert. Nun aber gibt Deutschlands dienstältester Generalvikar nach 23 Jahren und mit 66 Jahren sein Amt auf - aus gesundheitlichen Gründen. Zum 20. September übernimmt der Domkapitular und bisherige Personalreferent der Diözese, Ulrich Beckwermert, die Position des wichtigsten Mitarbeiters des Bischofs. Paul wird am selben Tag von Bischof Bode in einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom verabschiedet.

Blick auf die Anfänge

Der scheidende Generalvikar wurde am 27. Dezember 1953 in Bad Laer (Landkreis Osnabrück) geboren. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann machte er sein Abitur und studierte in Frankfurt und Münster Theologie. 1981 wurde er zum Priester geweiht und war anschließend in Meppen, Haren und Lemförde tätig. Paul war, bevor er das Amt des Generalvikars übernahm unter anderem Abteilungsleiter im Generalvikariat, Frauenseelsorger und Geistlicher Begleiter der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Osnabrück.

Er könne sich noch gut an den Anruf von Bode 1997 erinnern, erzählt Paul. Bis dahin sei er Pastor gewesen. Sein Name hätten andere dem Bischof damals wohl zugetragen. In seiner beruflichen Planung sei das Amt des Generalvikars bis dahin "nicht am Horizont" gewesen. "Für mich war das einfach eine Chance und eine Herausforderung, das Bistum neu zu positionieren. Das habe ich gerne angenommen", erinnert sich Paul. Das Gestalten liege ihm. Er sei ein pastoraler Typ und habe immer die Verkündigung und das reale Leben in Verbindung bringen wollen. "Für mich war es immer ein Anliegen, dass die Kirche in der Gesellschaft präsent bleibt."

Einsatz in zahlreichen Ämtern

Um zu gestalten, übernahm Paul in den vergangen Jahren zahlreiche Ämter. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), der 400 katholische Klinikstandorte mit etwa 200.000 Mitarbeitern, 5 Millionen ambulanten und 3,5 Millionen stationären Patienten vertritt. Die Amtsperiode des jetzigen Vorstands läuft bis 2021. Paul liegt besonders das Wohl und die Würde der Patienten am Herzen - für ihn ein "unverzichtbarer Kernauftrag" des Christentums. Im Verdrängungswettbewerb der Kliniken untereinander versucht er die katholischen Kliniken zu stärken. Und er warnt immer wieder vor einer verschärften Ökonomisierung und Gewinnmaximierung zulasten der Patienten.

Von 2010 bis 2019 stand Paul dem Verwaltungsrat des Bischöflichen Hilfswerks Misereor vor. Eines seiner großen Anliegen war die Unterstützung ärmerer Länder im Kampf gegen Folgen des Klimawandels. Der sei nicht nur "eine theoretische Diskussion oder Spekulation, sondern Realität", warnt er. In vielen Ländern etwa auf den Philippinen, wirke sich der Klimawandel bereits konkret auf das Leben der Menschen, ihre Ernährung sowie familiäre und berufliche Perspektiven aus.

Der scheidende Generalvikar setzt sich auch für Flüchtlinge ein. Als die Bilder der an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni gestrandeten Menschen in den Medien kursierten, holte eine maßgeblich von ihm unterstützte Initiative 50 von ihnen nach Deutschland. Die Irrfahrten der Seenotretter im Mittelmeer geißelte er als "menschenunwürdiges Szenario".

Auch der Ökumene gilt Pauls Engagement, wobei er die Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen oft weiter denkt als andere. So warb er unermüdlich etwa für die "Drei-Religionen-Schule", die 2012 in Osnabrück eröffnet wurde. Aus einer katholischen Bekenntnisschule wurde eine Schule der drei abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. 2014 folgte die damals bundesweit erste jüdisch-christliche Kita in der Domstadt.

Beliebt im Bistum

Bischof Bode weiß, was er an Paul hat. Zum 20. Jahrestag seiner Amtseinführung 2017 dankte er ihm für Treue und Freundschaft. Paul bringe Kompetenzen des Verwaltungsfachmanns und des Seelsorgers zugleich ein und habe eine unnachahmliche Art, Ideen vorzuschlagen, "als seien sie unsere oder sogar von mir".

Unter den Gläubigen im Bistum wie unter den Mitarbeitern ist Paul äußerst beliebt. Seine ruhige Art zu sprechen und sein leicht schelmischer Blick sind eine Aufforderung: Erzähl mir von dir. Er wird weiter für die Menschen und das Bistum da sein. Künftig soll er unter anderem als Bischofsvikar für die katholischen Krankenhäuser im Bistum und als Rektor des Priesterseminars tätig sein.

Und natürlich bleibt Paul in der Domstadt wie die vergangenen 23 Jahre. Ganz früher habe er mal vorgehabt, in eine Großstadt zu ziehen, erzählt er. "Aber dann bin zu der Erkenntnis gekommen, ich bin doch ein Osnabrücker und ich möchte hier bleiben."


Quelle:
KNA