Hubertus Zomack, Diözesanadministrator von Görlitz

Bischöfe zum Advent: 23. Dezember

Ich bin Prälat Hubertus Zomack, Diözesanadministrator von Görlitz und als solcher leite ich vorübergehend das Bistum, bis wir einen neuen Bischof bekommen werden. Advent ist für mich leider eine Zeit vermehrter Schreibtischarbeit. Hunderte von Kartengrüßen stehen an, letzte Jahrestermine sind abzuarbeiten und zusätzlich Vorbereitungen für Weihnachten zu treffen. Advent ist für mich aber Gott sei Dank, auch eine Zeit, trotz aller obigen Aktivitäten, zum Nachdenken, zum Erinnern.

 (DR)

Jeden Tag eine anerkannte gute Tat, um einen Strohhalm in die Krippe legen zu dürfen, fällt mir beim erinnern aus der Kindheit ein, damit das Christkind weich liegt. Und das dann irgendwann der Hund von der Freundin der Mutter dem Wachs-Jesuskind den Kopf abgebissen hat, fällt mir auch noch ein. Und dass der Hund seit dem bei mir nur noch der Jesus-Fresser hieß.

Viele Jahre war Advent auch die Zeit der Besorgung von Geschenken für die Mitarbeiter und Helfer in der Pfarrei. Vom Klempnermeister bis zum Organisten, und von der Verkäuferin in den Geschäften mit Mangelware bis zum Oberministranten. Sie alle sollten zur Weihnachtszeit ein Zeichen des Dankes bekommen. Und das war nicht so einfach. Den frommen Kalender wollte nicht jeder, der Kaffee und der Schnaps aus dem Intershop ging nicht bei jedem. Aber irgendetwas fiel uns immer wieder ein.

Und dann bin ich meist zwei Tage vor Weihnachten mit drei spurtstarken Ministranten durch die Pfarrei gefahren und die Ministranten liefen zu den angegebenen Adressen und sagten: „Als Dank und mit einem schönen Gruß vom Christkind und vom Pfarrer."

Ich hörte oft, dass man sich darüber besonders gefreut hat. Und ich hatte auch eine Freude davon. Die hielt sogar das ganze nächste Jahr an. Wenn ich im Geschäft irgendetwas brauchte oder dringend auf einen Handwerker angewiesen war, hörte ich meist: „Für sie Pfarrer, habe ich das oder mache ich das."

Advent, da erinnere ich mich auch an die Rorate, früh um sechs Uhr in der Kindheit, und dass Vater in der letzten Woche mitging, bevor er nach dem Frühstück auf die Baustelle fuhr. Und an die Rorate Messe um fünf Uhr, als Pfarrer mit der Jugend, wo alle etwas unausgeschlafen waren, aber froh darüber, dass sie da waren.

Und heute? Heute ist der Advent neben dem Erinnern und dem Nachdenken die Zeit des Danksagens geblieben. Zuerst zum lieben Gott gewand, dann an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die sonstigen Wegbegleiter. Meist nur mit einem kleinen Zeichen, aber Freude macht es doch, dass andere sich darüber freuen. Versuchen sie es doch auch einmal: Verschenkte Freude ist doppelte Freude.

Allen Hörern gesegnete Weihnachten.