Hochzeitsmusik von Johann Sebastian Bach

"Der Herr segne Euch"

Das "Ave Maria" von Bach-Gounod ist ein Klassiker bei kirchlichen Hochzeiten. Doch J. S. Bach steuerte nur das Grundgerüst bei und hatte sicher kein katholisches Mariengebet im Kopf. Aber es gibt auch echte Hochzeitsmusik von ihm.

Autor/in:
Mathias Peter
Ein Hochzeitspaar in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Hochzeitspaar in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

So beliebt das "Ave Maria" vor allem bei katholischen Trauämtern ist, der evangelische Thomaskantor komponierte die Musik ursprünglich für seinen Zyklus "Das Wohltemperierte Klavier". Das Präludium in C-Dur steht ganz am Anfang. Mehr als 100 Jahre später griff der französische Komponist Charles Gounod die Nr. 1 aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers auf – damals setzte er sich mit der Musik Bachs auseinander. Gounod behielt die originalen Bach-Noten fast komplett bei und ergänzte eine Melodiestimme mit dem lateinischen Gebetstext.

Hochzeiten als wichtige Einnahmequelle

Aber im umfangreichen Werk von Bach gibt es auch Hochzeitsmusik im eigentlichen Sinn. Für den sakralen Bereich schrieb er zahllose Kantaten. Für den weltlichen Bereich gab es dazu noch die Huldigungskantaten, die zu Ehren von Persönlichkeiten aus Adel und Bürgertum entstanden und eben Hochzeitskantaten – durch diese beiden Kantatenformen verdiente sich Bach ein wichtiges Zubrot, war doch seine Stelle als Thomaskantor in Leipzig nicht außerordentlich gut bezahlt.

Blick in die Leipziger Thomaskirche (shutterstock)

Reiche Leipziger Bürger gaben für Hochzeitsmusik allerdings durchaus viel Geld aus. Für eine kirchliche Trauung schrieb Bach "Trauungskantaten", für häusliche Hochzeiten zuhause dann kleiner gehaltene "Hochzeitskantaten". Die meisten Auftragswerke von Bach für den schönsten Tag im Leben sind allerdings verschollen.

Eine Ausnahme bildet die Kantate "Der Herr denket an uns" BWV 196. Sie stammt ungefähr aus dem Jahr 1707. Bach war Anfang 20, vermutlich schrieb er die Komposition für eine Hochzeit. Für welche genau und wann, darüber streiten die Forscher.

Segen für das Brautpaar

Doch der Text der Kantate mit zahlreichen Segenssprüchen legt diesen Anlas in der Tat sehr nahe. "Der Herr segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder", so heißt es zum Beispiel in einem Duett der Kantate.

Textliche Grundlage ist Psalm 115. Bei späteren Kantaten gibt es oft einen Mix aus Bibelzitaten und frei gedichteten erbaulichen Texten. Hier ist das noch anders und mit Blick auf die anderen Kantaten eher ungewöhnlich, dass ein Psalm komplett den Text stellt. Thema ist der Segen Gottes, der reich auf die Menschen/Brautleute herabkommt.

Das Werk ist im Vergleich zu den späteren Leipziger Kantaten noch deutlich knapper gehalten, es umfasst eine kurze Sinfonia zu Anfang, zwei Chorteile und zwei Arien.

Musik von Johann Sebastian Bach erklingt am Sonntagabend ab 20 Uhr im Domradio.

Quelle:
DR