Hochbetrieb im saarländischen Nikolauspostamt

Der Nikolaus schreibt keine E-Mails

Jedes Jahr schreiben Kinder dem Nikolaus. Ersehnte Spielsachen und der Wunsch nach Gesundheit für die Familie stehen vorn auf ihren Wunschlisten. Antworten bekommen sie etwa vom Nikolauspostamt im saarländischen St. Nikolaus.

Der Nikolaus wartet auf die Briefe der Kinder / © Oliver Dietze (dpa)
Der Nikolaus wartet auf die Briefe der Kinder / © Oliver Dietze ( dpa )

"Hallo lieber Nikolaus, ich warte auf Dich. Meine Schuhe sind toll, wenn Du kommst. Deine Svenja." Tausende solcher Kinderbriefe aus aller Welt, die oft nur "An den Nikolaus" adressiert sind, stapeln sich derzeit wieder im Postamt St. Nikolaus im Saarland. In den Briefen der Kleinen stecken oft liebevoll gefertigte bunte Zeichnungen oder Gedichte, aber auch Plätzchenrezepte oder bemalte Wunschzettel an das Christkind. Offiziell ist die Aktion dort am Freitag gestartet.

Unmittelbar nach dem Nikolaustag, der an den Patron der Nächstenliebe erinnert, herrscht dann erfahrungsgemäß an den bundesweit sieben Postämtern, die entweder für den Nikolaus, das Christkind oder den Weihnachtsmann zuständig sind, Hochbetrieb. Etwa eine halbe bis eine Million Kinderbriefe werden laut Deutscher Post jedes Jahr aus zig Ländern und allen Erdteilen in die himmlischen Postämter in Deutschland verschickt. Und obwohl oft schon die Jüngsten mit Handy und Smartphone aufwachsen und kommunizieren, ebbt die Briefflut dabei kaum ab. Öfters schreiben auch Eltern für ihre Kinder.

Briefe an den Nikolaus aus aller Welt

In dem kleinen 840-Seelen-Ort St. Nikolaus nahe der französischen Grenze, der zur Gemeinde Großrosseln gehört, sind dieses Jahr 35 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dabei, die vielen Kinderbriefe in sieben verschiedenen Sprachen, darunter auch Russisch und Chinesisch, zu beantworten. Der Dolmetscherdienst der Deutschen Post unterstützt sie. Zwischen dem 5. und 24. Dezember werden alle Antworten an die Kleinen fertiggestellt und mit Sonderstempeln verschickt.

Auch in anderen deutschen Städten gibt es Sammelstellen für vorweihnachtliche Briefe. Die dabei am stärksten genutzten Postämter liegen im brandenburgischen Himmelpfort (rund 300.000 Briefe pro Jahr) und im nordrhein-westfälischen Engelskirchen (etwa 130.000 Briefe). Die Weihnachtspostfilialen befinden sich in Orten, die an Weihnachten, Advent oder Nikolaus erinnern.

Post per E-Mail?

Im Saarland ist das 1966 gestartete Weihnachtspostamt St. Nikolaus inzwischen zwar auch im Internet und auf Facebook gelistet, doch eine eigene Smartphone-App für den Volksheiligen lehnt der Festausschuss weiterhin ab. "Der Nikolaus ist nicht modern, E-Mail schreiben liegt ihm fern...", heißt es in den Antwortbriefen. "Und die Leute nehmen das tatsächlich an", sagt Nikolaus-Festausschuss-Vorsitzender Peter Gerecke.

Am 5. und 6. Dezember lockt vor dem Postamt auch wieder ein Nikolausmarkt mit Kindertütenbescherung, Bastel- und Verkaufsständen. Die Reinerlöse - im Vorjahr waren es laut Gerecke mehr als 7.000 Euro - gehen an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen vom Kindergarten bis zum Seniorenheim.

Sonderstempel für Antwortbriefe

In St. Nikolaus bezahlt die Deutsche Post seit ein paar Jahren auch das Briefporto und die Kuverts für die Antworten an die Kleinen. Der Sonderstempel der St. Nikolaus-Antwortpost zeigt dieses Jahr Mitra, goldenes Buch und Bischofsstab. "Im vergangenen Jahr hatten wir die Rekordzahl von 21.106 Briefen aus 42 Ländern zu beantworten, darunter auch drei Briefe aus Australien und Neuseeland", sagt Gerecke. Acht verschiedene teils vorgedruckte Antwortschreiben gibt es. Auf Kinderwünsche zur Gesundheit von Familienmitgliedern oder für einen Job für den arbeitslosen Vater wird dagegen individuell eingegangen.

Udo Lorenz


Quelle:
epd