Hobbys sind willkommener Ausgleich im Klosterleben

Rummikub, Rennrad oder Roman

Das Klosterleben fasziniert viele, auch weil es sich vom eigenen Alltag unterscheidet. Bei einem Blick hinter die Kulissen der Klostermauern entdeckt man die Freizeitgestaltung von Ordensleuten.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OB
Eine Ordensschwester backt / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Ordensschwester backt / © Harald Oppitz ( KNA )

Viele Menschen kennen das benediktinische Motto "Ora et Labora". Doch das Leben von Ordensleuten besteht nicht nur aus diesen beiden wichtigen Aspekten, nämlich beten und arbeiten. Auch Menschen im Kloster brauchen Zeit, um sich zu erholen und auf andere Gedanken zu kommen. Neben Urlaubstagen gibt es daher auch immer wieder die Gelegenheit, jenen Dingen nachzugehen, die einem gut tun und Freude machen. Jeder Ordensmann und jede Ordensfrau hat Gelegenheit, die eigenen Hobbys zu pflegen. Dabei ist die Bandbreite dessen, was die Herzen der Einzelnen erfreut, sehr breit.

Kochen, spielen, musizieren 

Während die einen gerne Gesellschaftsspielen nachgehen – das Spiel Rummikub ist wahrscheinlich in jedem Frauenkloster zu finden – backen oder kochen andere gerne und erfreuen so auch ihre Mitbrüder und -schwestern an ihren Fertigkeiten. Wieder andere musizieren gerne und nutzen die Möglichkeiten im Kloster, Orgel, Klavier oder ein anderes Instrument zu spielen oder vielleicht sogar erst zu erlernen. An manchen Orten musizieren Schwestern oder Brüder auch gemeinsam, indem sie sich zu kleinen Instrumentalensembles zusammenfinden. Die eine bringt die Geige mit, die nächste das Akkordeon und die übernächste die Oboe.

Natürlich kommen auch Sänger und Sängerinnen in der Regel auf ihre Kosten. So gibt es in verschiedenen Klöstern und Gemeinschaften eine Schola oder einen Chor. Oder man unterstützt den örtlichen Kirchenchor mit der eigenen Stimme.

Ein Korb Wolle zum Stricken / © grafvision (shutterstock)
Ein Korb Wolle zum Stricken / © grafvision ( shutterstock )

Handwerkliche Tätigkeiten 

Wieder andere Schwestern lieben Handarbeit und stricken unermüdlich Strümpfe oder Jacken. Handwerklich Geschickte basteln mit viel Geduld wunderschöne Grußkarten, die andere erfreuen. Daneben gibt es natürlich immer wieder auch Künstlerinnen und Künstler, die in ihrer freien Zeit malen, gestalten und werken.

Viele der genannten Hobbies und Freizeitbeschäftigungen haben eine sichtbar positive Auswirkung auf die Gemeinschaft: Die Musikerinnen und Musiker können den Gottesdienst oder gemeinsame Abende bereichern. Wer gerne handarbeitet, bastelt oder künstlerisch tätig ist, kann mit den Werken zum Unterhalt der Gemeinschaft beitragen. Und wer gerne kocht oder backt, ist immer dann gerne gesehen, wenn es etwas zu feiern gibt – oder am Sonntagnachmittag, wenn ein Stück Kuchen besonders gut schmeckt.

"Eigennützige" Hobbies 

Daneben gibt es aber auch im Kloster Hobbies, die eher eigennützig zu sein scheinen: Da gibt es beispielsweise Brüder und Schwestern, die sportlich aktiv sind, die joggen, wandern oder Rad fahren. Und dann finden sich natürlich die Leseratten, für die es nichts Schöneres gibt, als ein paar Stunden mit einem Roman zu verbringen, oder Musikliebhaber, die beim Lauschen ganz eintauchen können in ein schönes Konzert.

Schwester Philippa Rath / © Julia Steinbrecht (KNA)
Schwester Philippa Rath / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Auch sie dürfen ohne schlechtes Gewissen dem nachgehen, was ihnen gut tut – auch wenn sie anscheinend nichts für das Gemeinschaftsleben eines Klosters beitragen. Stattdessen verursachen diese Ordensleute durch ihre Hobbies sogar noch Kosten: Ausgaben für Sportkleidung und -geräte, Bücher oder Bibliotheksausweise oder den Zugang zu Musik. Dennoch hat es jeder Ordensmensch verdient, dass er oder sie dem eigenen Hobby nachgehen kann.

Belebende Freizeit 

Denn wer in der klösterlichen Freizeit das machen kann, was ihm oder ihr besonders guttut, der ist ausgeglichener und kann dann auch in der Gemeinschaft wieder anders da sein. Denn so schön und belebend das Klosterleben ist – manchmal ist es auch anstrengend. Da kann es belebend sein, einen Nachmittag lang mal nur das zu machen, was man von Herzen gern hat.

Das Ausüben der vielen verschiedenen Hobbies funktioniert dann wie in jeder Familie oder Gemeinschaft: in Absprache miteinander, was wann möglich ist. Manchmal vielleicht auch intensiv in Urlaubszeiten und in etwas abgespeckter Form im Alltag. Leseratten können dann mitunter nur wenige Seiten lesen statt das Buch in einem Rusch; Radsportler nur kleinere Runde drehen, und Künstlerinnen müssen die Arbeit an ihrem Werk immer wieder unterbrechen. Umso schöner, wenn es dann auch wieder die Gelegenheit gibt, sich ausgiebiger dem eigenen Hobby hinzugeben.

Quelle:
KNA