Historiker sieht in Marienweihe auch politischen Akt

Franziskus und die vermeintliche Neutralität

Die vom Papst für diesen Freitag geplante Weihe Russlands und der Ukraine an Maria ist nach Aussage des italienischen Historikers Daniele Menozzi auch ein politischer Akt. Zudem verhalte sich Franziskus damit nicht gänzlich neutral.

Papst Franziskus und im Vordergrund eine Marienikone / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus und im Vordergrund eine Marienikone / © Paul Haring ( KNA )

Während derartige Weihen früher oft nationalistisch geprägt gewesen seien, deute Franziskus diesen religiösen Akt anders: "Für den Frieden zu beten und die Menschen beten zu lassen, ist ein Aspekt von Bergoglios Haltung zu diesem Krieg", so Menozzi im Interview der linken Tageszeitung "Il Manifesto" (Freitag).

Auch Russland wird unter Schutz gestellt

Indem Franziskus nicht nur die Ukraine, sondern auch Russland unter himmlischen Schutz stellt, gehe der Papst über eine langjährige Bitte der ukrainisch-katholischen Kirche hinaus, sagte Menozzi. Diese hatte seit dem Einmarsch russischer Kämpfer 2014 in die Ostukraine den Papst gebeten, das Land der Gottesmutter zu weihen.

Insgesamt bedeute die Haltung des Papstes aber keine Neutralität im Ukraine-Krieg, so der frühere Professor für zeitgenössische Geschichte an der Universität Pisa. Bergoglios öffentliche Reden seien "die rhetorische Form, mit der der Papst heute seine Verurteilung des Krieges zum Ausdruck bringen kann, ohne einen Bruch unter Katholiken zu provozieren, ohne Meinungsverschiedenheiten unter den Christen zu vertiefen und um den diplomatischen Dialog mit dem Kreml offen zu halten".

Diplomatische Kanäle für Verhandlungen aktivieren

Franziskus wolle "die katastrophalen Auswirkungen des Konflikts anprangern, diplomatische Kanäle für Verhandlungen aktivieren, humanitäre Hilfe fördern, die Menschen zum Gebet für Frieden aufrufen".

Damit unterscheide er sich sowohl vom Moskauer Patriarchat, dessen Rhetorik eher noch an "Heilige Kriege" erinnere, so Menozzi weiter; aber auch von jener der Kirchen in der Ukraine.

Diese hätten sich auf die Seite eines "gerechten Krieges" gestellt und die Verteidigung des Nationalstaates religiös legitimiert.

Information der Redaktion: DOMRADIO.DE überträgt am Freitag, 25.03.2022, um 17.00 Uhr die Weihe von Russland, Ukraine und des Erzbistums Köln an das Unbefleckte Herz Mariens live im Internet. Ebenso überträgt DOMRADIO.DE ab 17.00 aus dem Vatikan die Bußfeier im Petersdom mit der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens im Internet live.

Brief des Papstes zur Weihe an das Unbefleckte Herz Marias

In einem Bußgottesdienst am Freitag im Petersdom bittet Papst Franziskus noch einmal um Frieden in der Ukraine. Mit einem besonderen Gebet möchte er die Menschheit und vor allem Russland und die Ukraine der Gottesmutter Maria weihen. Dazu bittet der Papst alle katholischen Bischöfe weltweit, sich mit ihrer Diözese dieser Aktion anzuschließen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Brief im offiziellen Wortlaut.

"Schreiben von Papst Franziskus zum Akt der Weihe an das Unbefleckte Herz Marias

Lieber Bruder,

Papst Franziskus am Schreibtisch / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus am Schreibtisch / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA