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Am ersten Fastensonntag verlas Domkapitular Thomas Weitz im Kölner Dom den Hirtenbrief von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. "Die Stille und das Hören aufeinander erleichterten es uns, das Gemeinsame zu entdecken und die Führung des Heiliges Geistes wahrzunehmen", zitierte Domkapitular Thomas Weitz. Seit der gemeinsamen Erfahrung in einer Fachtagung des Erzbistums, sei die Arbeitsweise verändert worden. So würde mit dem Gebet begonnen und auch zwischendurch gebetet.

Auf dem Hintergrund dieser Erfahrung ermutigt Kardinal Woelki, in dieser Fastenzeit bewusst innezuhalten, sich auf die Stille und das Gebet einzulassen und das Evangelium allen Menschen zu verkünden. "Lassen Sie sich nicht entmutigen", zitiert Domkapitular Weitz Kardinal Woelki. Man könne sich auch Unterstützung suchen und mit anderen gemeinsam beten.
Gottes Sehnsucht nach uns Menschen sei groß. "Ich bin überzeugt davon, dass auch in vielen Menschen unserer Zeit die Sehnsucht weiterhin groß ist: die Sehnsucht nach Sinn, nach Leben, nach Wahrheit und Gerechtigkeit", gibt Weitz die Worte von Kardinal Woelki wieder. Die größte Veränderung beginne im Kleinen, im Herzen.
Bayerische Bischöfe: Willkommenskultur und Gebet üben
Migration, Propaganda, Beziehung zu Gott - in ihren Hirtenbriefen zur Fastenzeit sprechen katholische Bischöfe aus Bayern große Themen an. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appelliert an die Parteien, beim Thema Migration die Würde des Menschen zu achten. "Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen mit gleicher Würde", so der Erzbischof von München und Freising. "Wohlstand und Chancengerechtigkeit werden die kommenden Generationen nur haben, wenn es in unserem Land eine wirkliche Willkommenskultur gibt, in der Menschen, die bei uns arbeiten und sich integrieren wollen, positiv begrüßt werden." Es könne nicht sein, dass "Menschen, die vor Hunger und Klimakatastrophen, Verfolgung, Folter, Krieg und Gewalt fliehen, an unseren Grenzen zurückgeschickt werden".

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl spricht angesichts der Weltlage vom Verlust einer gemeinsamen Wahrheit: "Wenn offensichtliche Lügen zu alternativen Wahrheiten umgemünzt werden und Propaganda sachliche Information ersetzt, fehlt zunehmend eine entscheidende Grundlage für Gespräche und für das gegenseitige Verständnis: Es fehlt die Wahrheit." Dadurch könne sich jeder auf seine Überzeugungen zurückziehen, ohne sich um die anderen kümmern zu müssen. Es gebe die Gefahr, dass Orientierung bei jenen gesucht werde, die bequeme Antworten auf komplexe Fragen anböten - egal, was wahr sei.
Meier: "Wem könnte ich Zeit schenken?"
Augsburgs Bischof Bertram Meier ruft dazu auf, die Fastenzeit zum Ausleben des Glaubens zu nutzen. Man solle sich etwa fragen: "Wo kann ich an meiner Geduld arbeiten? Wem könnte ich in diesen Tagen des Frühlings Zeit und Aufmerksamkeit schenken?" Meier wirbt zudem für Maß und Mitte: "Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren - weder in der Kirche noch in der Gesellschaft! Unsere Mitte hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus."

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rät Gläubigen beim Beten zum Durchhalten. Das Gebet könne mühselig sein. "Die Gedanken schweifen ab, zwar bewegt sich der Mund, aber das Herz, der Geist ist woanders." Doch es lohne sich, trotz Enttäuschung im Gebet zu verharren. "Wie ein engagierter Sportler sein Training nicht der Lust und Laune unterstellt, so tun wir Beter gut daran, die Dumpfheit, die unser Gemüt beim Beten niederzieht, durchzustehen." Gebet sei die Sprache der Hoffnung.
Oster: "Beginnen Sie mit zehn Minuten"

Der Passauer Bischof Stefan Oster macht sich für mehr Raum für Gott im Alltag stark. Christinnen und Christen sollten in der Fastenzeit "Qualitätszeit" mit ihm reservieren. "Am besten jeden Tag. Vielleicht sind Sie darin bereits geübt und haben Ihre Form dafür gefunden. Wenn es für Sie aber neu ist, beginnen Sie mit zehn, vielleicht fünfzehn Minuten." Dies helfe, mehr zu lieben und mehr die Not anderer zu sehen.
Solche Zeit mit Gott sei kostbar, hält Oster fest, "selbst dann, wenn wir gar nicht viel davon spüren". Der Bischof zeigt sich überzeugt: "Auf Dauer macht eine solche Zeit tiefer und froher und sie hilft uns, mehr zu lieben und mehr die Not der anderen zu sehen. Sie macht freier von Ängsten, sie lässt uns in den Grund finden, der unser eigenes Leben trägt." Und weiter: "Eine treue 'Qualitätszeit' mit Gott schenkt so viel mehr Qualität im Leben."
Würzburgs Bischof Franz Jung appelliert an die Gläubigen, Zeichen des Neuaufbruchs zu setzen. "Werden wir dort aktiv, wo keiner hilft. Schauen wir nach denen, um die sich keiner kümmert. Lassen wir uns nicht einreden, dass es sinnlos sei, etwas verändern zu wollen."
Dieser: "Es braucht Erbarmen und Gnade"
Der Aachener Bischof Helmut Dieser kritisiert Abschottungstendenzen und Pessimismus in Deutschland. Die Menschen sollten nicht einseitig und totalitär werden - "ganz nach dem Motto 'mir und meinen Leuten, meiner Partei, meinem Land zuerst und allein und alles'", schreibt Dieser in einem am Samstag veröffentlichten Fastenbrief an die rund eine Million Katholikinnen und Katholiken der Diözese. Stattdessen ruft er dazu auf, "Pilger der Hoffnung" zu werden. "Das heißt begreifen, dass unser Leben immer ein Geschenk ist und Gnade und Erbarmen braucht", betont der Bischof.

Hoffnung sei nichts, was über den Dingen schwebe, sondern sie dringe in die Verhältnisse und Anliegen der Menschen ein, erläuterte Dieser. Gestärkt werde dies durch Zusammenhalt und den Glauben. Zugleich warnte er davor, den Glauben zu "verzwecken". Darin liege der Ursprung von Missbrauch aller Art, erklärte Dieser. So laute der Vorwurf gegenüber der Kirche, dass sie in ihrer Geschichte nicht selten Gott dafür in Anspruch genommen habe, eigenes Macht- oder Überwältigungsstreben zu kaschieren und durchzusetzen.
"Werden wir zu Pilgern der Hoffnung, das heißt: Wir stellen Gott nicht auf die Probe und üben keinen geistlichen Druck aus", schreibt der Aachener weiter. "Wir verfallen nicht in Weltuntergangsstimmungen und wenden auch keine Überwältigungsmechanismen an, sondern trauen seiner Macht und Größe."
Burger fordert Achtung der menschlichen Würde

Zum Schutz menschlicher Würde und zu mehr Friedensanstrengungen hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger aufgerufen. Alle Christen seien hier in der Pflicht, schreibt Burger in seinem Fastenhirtenbrief. "Der Respekt und die Achtung der Würde des anderen wird es nie erlauben, seine Würde in den Schmutz zu ziehen, sie gar zu zerstören, geschweige denn sein Leben zu vernichten." Der Erzbischof rief auch zu Solidarität mit Benachteiligten auf.
Kirchliche Überzeugung sei es zudem, dass es keinen politischen Frieden ohne einen Frieden zwischen den Religionen geben könne, betont Burger. Dabei beginne die von Gott gewollte "Friedensherrschaft" immer mit einer persönlichen Umkehr eines jeden einzelnen Menschen. Die Fastenzeit wolle zu einem solchen persönlichen Neuanfang ermutigen.
Gerber: "Das Profil des Glaubens neu entdecken"
In seinem Hirtenwort spricht Bischof Dr. Michael Gerber über die Bedeutung des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses der Christen. Anlässlich des 1.700 Jubiläums des Konzils von Nizäa rät er, das Profil des eigenen Glaubens zu stärken. Als anschauliches Bild dienten ihm dazu Schuhe, deren Profil uns auf rutschigem Untergrund und im übertragenen Sinne auch in unruhigen Zeiten Halt geben soll. Bischof Gerber erinnerte im Hirtenbrief daran, dass die Jünger Jesu oft zu Fuß unterwegs waren und ihre Erfahrungen mit Jesus sie tief geprägt haben. Diese Erlebnisse seien wie ein Energieschub gewesen, der sie auch Jahre später zu furchtlosem Zeugnis trotz vieler Blessuren und Gefahren ermutigt habe, betont der Bischof: "Die Kraft des Zeugnisses lebt vom Wissen um das gemeinsame Bekenntnis und zugleich von der persönlichen Erfahrung."

Das Glaubensbekenntnis, das vor 1.700 Jahren beim Konzil von Nizäa formuliert wurde, verbinde heute Christen aller Konfessionen und sei ein großes Zeichen der Einheit, unterstrich der Bischof: "Das Jubiläum von Nizäa ist ein Anlass zur Dankbarkeit für dieses große Zeichen der Einheit, das schwerer wiegt als alles, was seither zu Trennungen und Verwerfungen zwischen den christlichen Konfessionen geführt hat."
Landesbischof Meister ruft zu Zuversicht in Krisenzeit auf
Zum Start der evangelischen Fastenaktion hat auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister dazu aufgerufen, in einer von
Kriegen und Krisen erschütterten Zeit auch das Gute zu sehen. "Jeden Tag können wir eine Geschichte des Weltuntergangs erzählen. Und jeden Tag können wir eine Geschichte der Weltrettung erzählen, auch dafür gibt es unzählige Möglichkeiten", sagte er am Sonntag in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst in der Nienburger Kirche St. Martin. Der Gottesdienst wurde live im ZDF übertragen.

Meister, der Botschafter der Fastenaktion ist, sagte, unsere Gesellschaft befinde sich angesichts einer sich überstürzenden Weltlage im Dauerstress. "So vibriert unsere ganze Gesellschaft in einer Unruhe. Kurzatmig hetzen wir durch diese Sphäre der Ungewissheit und Angst."