Hintergründe der Schülerinnenmorde bleiben weiter unklar

Überfall auf christliche Privatschule in den USA

Die Motive für den Mord an fünf Schülerinnen einer christlichen Privatschule im US-Bundesstaat Pennsylvania sind nach Polizeiangaben weiterhin unklar. Sechs weitere bei dem Überfall zum Teil schwer verletzte Mädchen seien noch in Krankenhäusern, hieß es in Medienberichten.

 (DR)

Die Motive für den Mord an fünf Schülerinnen einer christlichen Privatschule im US-Bundesstaat Pennsylvania sind nach Polizeiangaben weiterhin unklar. Sechs weitere bei dem Überfall zum Teil schwer verletzte Mädchen seien noch in Krankenhäusern, hieß es in Medienberichten. Mehrere schwebten in Lebensgefahr. Die Opfer gehören der Religionsgemeinschaft der Amischen an.

Täter ermordete nur Mädchen
Der Täter, der 32-jährige Milchlastwagenfahrer Charles Carl Roberts, war am Montag Vormittag schwer bewaffnet in die Amisch-Schule in dem Dörfchen Nickel Mines im Landkreis Lancaster eingedrungen. Nach Darstellung der Polizei ließ er alle 15 Jungen gehen, fesselte aber die Mädchen in dem einzigen Klassenzimmer und fing an, auf diese zu schießen. Danach nahm er sich selbst das Leben.

In Lancaster wohnen schätzungsweise 20.000 Amische. In den Großstädten Washington und Philadelphia gilt der etwa eineinhalb Autostunden entfernte Landkreis als idyllischer Ausflugsort. Lancaster mit seinen grünen Hügel, Bauernhöfen und über weite Strecken ein- und zweispurigen Landstraßen scheint in einem anderen Zeitalter zu stecken.

Attentat in Amisch-Stadt
Die Amischen lehnen die moderne Technik ab, haben keinen Strom und reisen mit Pferdekutschen. In der Schule in Nickel Mines gibt es kein Telefon. Die Gläubigen lassen sich nur ungern photographieren und filmen. Die Lehren der Amischen entstammen der Reformationszeit und dem Wiedertäufertum in Süddeutschland und der Schweiz. Die Abkehr vom Fortschritt solle zum Ausdruck bringen, dass man als Christ «nicht von dieser Welt» sei.

Die in Europa verfolgten Amischen wanderten im 18. Jahrhundert in die USA aus, halten aber bis heute an ihrem deutschen Dialekt fest. Schätzungsweise 200.000 Amische leben in den USA, vor allem in Pennsylvania, Ohio, Indiana und Wisconsin. Ihre Kinder gehen nur bis zur achten Klasse zur Schule, die meisten in kleine Schulen mit nur einem Klassenzimmer wie die überfallene Schule in Nickel Mines.

Nach Angaben des zuständigen Polizeichefs Jeffrey Miller gibt es keine Anzeichen, dass der Todesschütze Roberts es speziell auf die Amischen abgesehen hatte. Er habe aber offensichtlich ganz bewusst Mädchen töten wollen. Roberts habe in der Nähe der Schule gewohnt, und diese wohl wegen ihrer Zugänglichkeit ausgesucht. Roberts gehörte der Religionsgemeinschaft der Amischen nicht an.

Notizen des Mörders "ohne Sinn"
Auf Notizen in Roberts Wohnung habe man Hinweise gefunden, dass der Täter sich für einen angeblich nicht näher beschriebenen Vorfall vor 20 Jahren habe rächen wollte, erklärte Miller in dem Sender CNN. Die Notizen machten "keinen Sinn".

Roberts Ehefrau Marie ließ in einem örtlichen Fernsehsender eine Erklärung verlesen, sie könne die Bluttat absolut nicht verstehen. Charlie Roberts sei ein fürsorglicher Ehemann und Vater ihrer drei Kinder gewesen. Man möge für die Familien der ermordeten Mädchen und für die Roberts-Familie beten.
(epd)