Hinter den Kulissen der Bischofskonferenz in Kloster Steinfeld

Wo traue ich mich noch zu beten?

Rund sechzig Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz versammeln sich dieser Tage im Kloster Steinfeld zur Frühjahrs-Vollversammlung. Johannes Schröer ist für DOMRADIO.DE vor Ort und trifft auch das "normale Gottesvolk".

Autor/in:
Johannes Schröer
Der Gottesdienst am zweiten Tag der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Kloster Steinfeld unter der Leitung von Erzbischof Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg.
Der Gottesdienst am zweiten Tag der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Kloster Steinfeld unter der Leitung von Erzbischof Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg.

"Hoffentlich haben sie das Gezwitscher der Vögel auch gehört, die haben heute Morgen besonders fröhlich gezwitschert". Pater Wieslaw ist seit 30 Jahren Ortspfarrer in Steinfeld. Aber über 50 Bischöfe hat er im Kloster Steinfeld noch nie begrüßt. Es ist 7:30 Uhr, Pater Wieslow eröffnet die Frühmesse für die Bischöfe in der Basilika. Alle sind nicht dabei, aber ich zähle jetzt nicht auf, wer alles fehlt. Kann ja auch sein, dass einige frühmorgens den malerischen Garten der Stille vorziehen und hier meditierend dem Vogelgezwitscher lauschen – oder in der Hauskapelle im intimen Kreis die Messe feiern. 

Johannes Schröer / © Nicolas Ottersbach (DR)
Johannes Schröer / © Nicolas Ottersbach ( DR )

In der Basilika dabei ist Bischof Bätzing, der musste heute extra früh aufstehen, um 6:40 stand er schon vor der Kamera, im Morgenmagazin der ARD musste er Rede und Antwort stehen. Frühauf sind auch die Messdienerinnen und Messdiener, vor der Messe müssen sie noch ihre Laufwege üben, müde sehen sie aus, lassen sich aber geduldig erklären, wann sie wo gehen und stehen müssen. 

Der Hamburger Erzbischof Heße predigt über das Gebet, das in der Krise sei. Er beobachtet, dass größere Kirchen immer mehr zu Tourismus-Hotspots werden. Der Raum "Nur für Beter" sei oft nur in einer kleinen Seitenkapelle zu finden. Wo traue ich mich noch zu beten?, fragt Heße und fordert eine Renaissance des Gebets: "Lassen wir uns die Luft und den Raum zum Beten nicht nehmen". 

"Vater unser im Himmel …", da beginnt einer mit dem Gebet und hört dann sofort wieder auf. Es ist der Techniker, der die Tonanlage für die Simultanübersetzung zur Pressekonferenz mit dem syrischen Erzbischof Jaques Mourad einrichtet. Tonprobe: 1,2,3,4 usw. "Ich müßte mal etwas auswendig lernen, für solche Zwecke", sagt er für alle Journalisten hörbar, die schon ihre Headsets ans Ohr geklemmt haben. Und dann beginnt er spontan mit dem Vater Unser, um das Gebet nach der ersten Zeile gleich wieder abzubrechen. Es scheint ihm peinlich zu sein, unangemessen, er murmelt etwas wie: "Sonst trifft mich noch der Schlag". Warum das?, möchte ich ihn fragen. Aber er zählt schon wieder 1,2,3,4 … . 

Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Als Jaques Mourad eintrifft funktioniert alles tadellos. Der syrische Erzbischof erzählt auf Französisch von der Situation in seinem Land. "Die offiziellen Nachrichten haben nichts mit der Realität zu tun", sagt er. Die neue Regierung kontrolliere die Medien und zeichne ein geschöntes Bild, dabei verschleierten die staatlichen Medien die massiven Übergriffe und Verstöße. Die Gewalt komme nicht unerwartet, sagt er, hier sei auch die Volksgemeinschaft in der Verantwortung. "Denn unser Volk leidet unter der Gewalt, Armut und Ungewissheit vor seiner Zukunft". Was ihm denn Hoffnung mache, frage ich. Der Glaube und die Gebete, antwortet er. "In vielen Begegnungen, in gemeinsamen Gottesdiensten finden die Menschen auch jetzt Zuversicht." Und hier schließt sich der Kreis von der Predigt des Hamburger Erzbischofs Heße, der besorgt auf den Verlust der Gebetskultur in unserer Gesellschaft schaute. Wie sehr das Gebet helfen, trösten, Gemeinschaft stiften und Zuversicht vermitteln kann – davon erzählt anschaulich Erzbischof Jaques Mourad. 

Kloster Steinfeld (DR)
Kloster Steinfeld / ( DR )

Inzwischen finde ich mich ganz gut zurecht – in dem verwinkelten Kloster Steinfeld und kenne sogar schon die Abkürzung, wie man über die erste Etage in den Kreuzgang kommt und von dort zum Seiteneingang der Basilika. Ein Weg, den ich gerne nehme, denn draußen ist es kalt, dunstig und ungemütlich, fieses Wetter.

Apropos lustige Zimmernamen. Vom Löwenzimmer hatte ich schon erzählt. Aber es gibt auch einen Schafstall und in den hat heute Abend das Bistum Aachen alle Journalisten zum Hintergrundgespräch mit Bischöfen geladen – wie gesagt Hintergrundgespräch, über alles Wichtige muss man da die Klappe halten, mach ich auch, aber vielleicht fällt doch etwas vom Abendbrottisch, was, ohne das Versprechen zu brechen, mitgeteilt werden darf. 

Quelle:
DR

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