Papst warnt vor Selbstbezogenheit kirchlicher Gemeinschaften

Hinschauen, prüfen und begleiten

"Begleiten Sie vor allem die neu gegründeten Gemeinschaften, die stärker durch Selbstbezogenheit gefährdet sind": Der Papst hat erneut davor gewarnt, dass Gemeinschaften und Orden in der Kirche sich zu stark abkapseln und ein Eigenleben führen.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Kirchenoberhaupt äußerte sich bei einem Treffen mit Mitgliedern der vatikanischen Ordenskongregation. Die Behörde hielt dieser Tage ihre Vollversammlung im Vatikan. Vordringliche Aufgabe der "Kongregation für das geweihte Leben und Gemeinschaften Apostolischen Lebens" ist es laut Franziskus, bei solchen Gemeinschaften genau hinzuschauen, zu prüfen und sie zu begleiten. Wichtigstes Kriterium bei der Einschätzung solcher Gruppen ist demnach, inwieweit es diesen gelingt, sich "in das Leben des heiligen Gottesvolkes zum Wohl aller zu integrieren".

Ordens- und andere Gemeinschaften, so der Papste weiter, könnten nur in der "lebendigen Gemeinschaft des gläubigen Gottesvolkes" Früchte tragen. Normale Gläubige hätten das Recht, über die Zuverlässigkeit "derjenigen, die sich als Gründerpersönlichkeiten präsentieren", informiert und gegebenenfalls "gewarnt zu werden". Vor der Genehmigung neuer Statuten solle die Behörde zudem mit dem jeweiligen Ortsbischof zusammenarbeiten.

Reihe möglicher Gefahren

Dabei listete der Papst eine Reihe möglicher Gefahren in kirchlichen Gemeinschaften auf. So müsse die Art und Weise der Amtsführung von Verantwortlichen untersucht werden, auch ihre Mandatsdauer sowie jegliche Form von Autoritäts- und Machtmissbrauch. Besonders Ordensfrauen hätten darunter oft zu leiden. Zugleich müsse man charismatischen Gründerfiguren auf die Finger schauen, wenn diese sich als alleinige Interpreten des Charismas fühlten, so "als ob sie über der Kirche stünden". Zudem sei zu prüfen, wie neue Mitglieder geworben und berufen werden, aber auch wie Kandidaten für bestimmte Aufgaben ausgebildet werden.

Bereits vor einigen Monaten hatte die für Laien zuständige Vatikan-Behörde neue Regeln zu Ämterbesetzung, Mandatsdauer und Strukturen geistlicher Laiengemeinschaften erlassen. Diese sind eine Reaktion auf eine Reihe von Fehlentwicklungen insbesondere in jüngeren Gemeinschaften. Auch die Ordenskongregation ist derzeit dabei, sich Gemeinschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind, genauer anzuschauen.


Quelle:
KNA