Hilfswerk meldet Einschränkungen für Christen in Syrien

Verschleierung und getrennte Sitzplätze

Verschleierungspflicht für Frauen, Appelle zum Islam-Übertritt - das müssen "Kirche in Not" zufolge Christen in Syrien über sich ergehen lassen. Insgesamt aber sei die Stimmung "vorsichtig optimistisch".

Ein Kreuz steht auf dem Gelände des griechisch-orthodoxen Klosters Saint Takla in Maaloula / ©  Leo Correa (dpa)
Ein Kreuz steht auf dem Gelände des griechisch-orthodoxen Klosters Saint Takla in Maaloula / © Leo Correa ( dpa )

Syriens Christen haben einem Bericht des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" zufolge vereinzelt damit zu kämpfen, dass Islamisten ihre Religionsfreiheit einschränken wollen. In einigen Orten hätten radikale Gruppen zum Beispiel getrennte Sitzplätze für Frauen und Männer in öffentlichen Verkehrsmitteln und die Pflicht zur Verschleierung für Frauen durchsetzen können, teilte das Hilfswerk am Montag in München unter Berufung auf lokale Quellen mit. Den Erfolg dieser Maßnahmen führten die Beobachter auf das Fehlen einer einheitlichen Verwaltung nach dem Machtwechsel zurück.

Am schwierigsten für Christen sei es in den Städten Homs und Hama im Westen Syriens, teilte ein Gesprächspartner "Kirche in Not" mit: "Die Menschen vermeiden es, nach 17.00 Uhr auf die Straßen zu gehen. Es sind Dschihadisten unterwegs, die mit Megafonen die Menschen dazu aufrufen, zum Islam überzutreten." Frauen, die in der Öffentlichkeit keinen Schleier trügen, würden öffentlich kritisiert.

Ahmed al-Scharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani ist Syriens Übergangspräsident  / © Mosa'ab Elshamy (dpa)
Ahmed al-Scharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani ist Syriens Übergangspräsident / © Mosa'ab Elshamy ( dpa )

Im "Tal der Christen", etwa 60 Kilometer von Homs nahe der Grenze zum Libanon, sei die Lage weitgehend friedlich, erklärten die Ansprechpartner. Zwischenfälle habe es bisher nur auf den Zufahrtsstraßen gegeben: "Es gibt Fälle, in denen Christen an Straßensperren aufgefordert wurden, zum Islam zu konvertieren. Wenn sie sich weigern, werden sie an der Weiterfahrt gehindert." Vereinzelt seien Reisende ausgeraubt worden.

Kirchenvertreter sprechen mit Machthabern

Da die Hauptstadt Damaskus im medialen und politischen Fokus stehe, seien die neuen Verantwortlichen dort "auf ein positives Image bedacht", hieß es weiter. "Dennoch gibt es einzelne Vorfälle wie die Aufforderung an Frauen, einen Schleier zu tragen, oder das Verbot für Frauen und Männer, nicht gemeinsam auf die Straße zu gehen, wenn sie nicht miteinander verwandt sind." Ähnliches werde aus Aleppo im Norden des Landes berichtet.

Syrische Christen beim Gottesdienst / © Jakob (Kirche in Not)
Syrische Christen beim Gottesdienst / © Jakob ( )

Kirchenvertreter hätten derweil ihren Willen zur Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern bekundet. Bei mehreren Gesprächen hätten die politisch Verantwortlichen den Christen versichert, ihre Rechte in vollem Umfang zu respektieren. In den Gesprächen gehe es vor allem darum, den Status der Christen als integralen Bestandteil der syrischen Gesellschaft zu sichern. Die Stimmung unter den Christen sei insgesamt "vorsichtig optimistisch".

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA