Hilfsorganisationen warnen vor Folgen des Kaukasus-Konflikts - Waffenstillstand in Sicht

Was ein paar Tage Krieg anrichten

Nach fünf Tagen Krieg ist im Kaukasus ein Waffenstillstand in Sicht. Nach Russland stimmte auch der georgische Staatspräsident Saakaschwili den von Frankreich vermittelten Plan für eine Waffenruhe. Auf Grundlage des Abkommens hatte die russische Regierung das Ende der Militäroffensive in Georgien und einen Abzug der Soldaten angekündigt. Hilfsorganisationen und Kirchen haben vor den Folgen des Kaukasus-Konflikts gewarnt und Hilfe für die Vertriebenen gefordert.

 (DR)

In Georgien ist der erste Transport der Vereinten Nationen mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung in Südossetien gelandet. Zugleich gab das UN-Flüchtlingskommissariat am Dienstag in New York bekannt, dass durch den Krieg zwischen Russland und Georgien rund 100.000 Menschen auf der Flucht sind. Nach Einschätzung des Welternährungsprogramm (WFP) wächst die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen stündlich.

Unterdessen dankte der Außenamtschef des Patriarchats der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau, Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, den im Krieg um Südossetien gefallenen russischen Soldaten für ihr Heldentumt. «Wir knien nieder vor unseren Kriegern, die ihr Leben verloren haben», sagte Kyrill laut Medienberichten in einer Predigt in der westrussischen Stadt Smolensk. Zugleich kritisierte er eine «neue Welle der Verleumdung unseres Mutterlandes». Kyrill rief die Gläubigen auf, für «Frieden zwischen den orthdoxen Völkern des Kaukasus, Georgiern und Südosseten» zu beten.

Die Ärzte des «Hammer Forums» befürchten einen Flüchtlingsstrom von Süd- nach Nordossetien. Besonders die Menschen in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali würden versuchen, verletzte Angehörige über die Grenze zu bringen, teilte die Organisation in Hamm mit. In den Krankenhäusern dort drohten dann Engpässe bei Verbandsstoffen, Schmerzmitteln und weiteren Notfallmedikamenten.

Die Diakonie Katastrophenhilfe stellte 100.000 Euro für die Opfer des Kaukasus-Konfliktes bereit. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und die Konferenz Europäischer Kirchen forderten einen sofortigen Waffenstillstand. Europa müsse eine Führungsrolle bei der Wiederherstellung des Friedens wahrnehmen, erklärten die Kirchenbünde in Genf. Zugleich riefen sie zu Hilfen für die Opfer auf.

Caritas international erklärte, den Flüchtlingen müsse wahrscheinlich noch mehrere Monate lang geholfen werden. Zu befürchten sei außerdem, dass alle noch in Südossetien ausharrenden Georgier die Region schnell verlassen müssten. Caritas-Mitarbeiter in Nordossetien berichten von einem unvermindert anhaltenden Flüchtlingsstrom. Darunter seien auch viele Kinder und Säuglinge.

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) sieht durch den Konflikt in Georgien besonders die Menschen gefährdet, die bereits im Zuge des Unabhängigkeitskrieges Anfang der 90er Jahre vertrieben wurden. «Sie sind erneut die ersten Opfer des Konflikts, weil viele von ihnen in den umkämpften Grenzregionen wohnen», sagte die Regionalreferentin für den Kaukasus, Felicitas Menz, dem epd in Bonn. Insgesamt lebten in Georgien schon vor Ausbruch des jüngsten Konflikts rund 240.000 Menschen in Flüchtlingsunterkünften.

Das Wohlergehen von Vertriebenen und Flüchtlinge müsse in den nächsten Tagen Vorrang haben, forderte der Weltkirchenrat. Er rief die Vereinten Nationen auf, die territoriale Unversehrtheit und die politische Unabhängigkeit Georgiens sichern. Die Russische Orthodoxe Kirche, die Georgische Orthodoxe Kirche sowie die Evangelisch Baptistische Kirche von Georgien hatten ebenfalls Verhandlungen und Hilfen verlangt.