Hilfsorganisationen retten 344 Flüchtlinge aus Mittelmeer

Heiligabend auf See?

Es ist eine gute Nachricht. Aber eine, die laut Präses Manfred Rekowski eine kurzfristige Lösung erfordert: Seenotretter der Hilfsorganisation Sea-Watch haben 344 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet. Wohin sollen sie jetzt?

Gerettetes Baby auf Deck des Rettungsbootes der "Open Arms" / © Olmo Calvo (dpa)
Gerettetes Baby auf Deck des Rettungsbootes der "Open Arms" / © Olmo Calvo ( dpa )

So habe die "Sea-Watch 3" am Samstag 33 Schiffbrüchige aufgenommen, wie die Seenotretter am Sonntag mitteilten. Von der Bundesregierung forderte Sea-Watch für die Geretteten eine Lösung noch vor Weihnachten. Am Freitag seien 311 Schiffbrüchige von der spanischen "Open Arms" gerettet worden. 

Heiligabend auf See?

Während die "Open Arms" unterwegs nach Spanien sei, werde der "Sea-Watch 3" nach wie vor ein sicherer Hafen verweigert, erklärte die Hilfsorganisation weiter. Den Geretteten drohe nun, Heiligabend auf dem Mittelmeer verbringen zu müssen, da bislang kein europäischer Staat bereit sei, die Menschen aufzunehmen.

"Wer sich auf christliche Werte beruft, ist jetzt in der Pflicht", betonten die Seenotretter. Aus ihrer Sicht sei eine Lösung für die Schiffbrüchigen "problemlos möglich". Die privaten Seenotretter verwiesen darauf, dass in den vergangenen Monaten allein in Deutschland mehr als 30 Städte und mehrere Bundesländer ihre Bereitschaft erklärt hätten, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen.

Rekowski: "Deutschland und andere europäische Länder gefragt"

Als einer der Ersten reagierte der rheinische Präses Manfred Rekowski. Der leitende Theologie der Evangelischen Kirche im Rheinland plädiert für eine kurzfristige humanitäre Lösung. "Hier sind sicher auch Deutschland und andere europäische Länder gefragt", schreibt er in seinem Präsesblog.

"Es zeigt sich wieder einmal, dass nach wie vor tragfähige humanitäre europäische Lösungen in der Flüchtlingspolitik fehlen - und das nicht nur zur Weihnachtszeit", erklärte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Mit Blick auf die Europawahl 2019 forderte er europäische Lösungen, bei denen die Länder mit EU-Außengrenzen nicht überproportional belastet werden.

Zivile Rettungsmittel auf dem Mittelmeer

Die "Sea-Watch 3" gehört den Angaben zufolge mit den Suchflugzeugen "Moonbird" und "Colibri" sowie der spanischen "Open Arms" und der deutschen "Sea-Eye 2" zu den derzeit einzigen zivilen Rettungsmitteln auf dem Mittelmeer. Erst seit Ende November ist die "Sea-Watch 3" wieder für Such- und Rettungseinsätze vor der nordafrikanische Küste im Einsatz.

Zuvor war das Schiff mehr als drei Monate von maltesischen Behörden am Auslaufen gehindert worden wegen Zweifeln an einer ordnungsgemäßen Eintragung ins Schiffsregister. 


Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo (dpa)
Libyen, Mittelmeer: Migranten in einem Schlauchboot, nachdem "Open Arms" sie gerettet hat / © Olmo Calvo ( dpa )

Präses Rekowski besucht Seenotretter auf Malta / © Heiko Kantar (epd)
Präses Rekowski besucht Seenotretter auf Malta / © Heiko Kantar ( epd )
Quelle:
epd
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