Hilfe für Obdachlose in Köln bei Minusgraden

Nicht auf der Straße stehen lassen

Es ist kalt, es schneit, und die Temperatur sinkt unter null: Wo viele Menschen das Haus möglichst nicht verlassen, müssen andere auf der Straße leben. Erzbischof Woelki hat jetzt gefordert, solidarisch mit Obdachlosen zu sein und ihnen zu helfen.

Hilfe für Obdachlose (dpa)
Hilfe für Obdachlose / ( dpa )

"Es ist die Aufgabe aller, darauf zu achten, dass niemand erfriert", erklärte Erzbischof Rainer Marias Kardinal Woelki. "Wir sind aufgerufen, achtsam und würdevoll mit allen Menschen umzugehen." Denn an vielen Ecken in Köln kauern sich Menschen in Hauseingänge und übernachten oft auch draußen. Das ist bei Minustemperaturen sehr gefährlich.

Jede Nacht rappelvoll

"Wir sind jede Nacht rappelvoll." Thore Klahr arbeitet bei der Obdachlosenunterkunft in der Kölner Annostraße und sieht jeden Abend, wie sich die Schlafplätze schnell füllen. "Jetzt, wo es kalt ist, müssen wir jeden Tag 5-6 Obdachlose zu anderen Schlafstellen schicken."

Doch das ist nicht bei allen Schlafstellen so: Christian Meis arbeitet im "Notel", einer Notschlafstelle für obdachlose Drogenabhängige. Bei ihm stehen nicht mehr Bedürftige vor der Tür als sonst: "Es ist Monatsanfang, da haben viele noch Geld und könne sich auch ein Hotel leisten. Wenn es kalt ist, organisieren sich viele auch frühzeitiger, teilen sich etwa eine Wohnung, damit sie nicht Gefahr laufen, spätabends von einer Schlafstelle abgewiesen zu werden." Trotzdem war die Schlafstelle vergangene Nacht bis auf den letzten Platz belegt.

Psychische Probleme und wenig Privatsphäre

Prinzipiell muss in Köln kein Obdachloser auf der Straße schlafen, es gibt genug Plätze in den Unterkünften. Doch es sind oft andere Motive, weshalb manche Menschen nicht in die Unterkunft gehen: "Manche haben Probleme damit, dass sie mit mehreren Leuten in demselben Zimmer schlafen müssen und nicht so viel Privatsphäre haben. Psychische Probleme können aber auch ein Grund sein", weiß Thore Klahr. Deshalb gehen die Mitarbeiter der Unterkünfte abends durch die Straßen, sprechen Obdachlose gezielt an und informieren sie über Schlafstätten.

Christian Meis begrüßt die eindringlichen Worte des Erzbischofs: "Das karitative Angebot für Obdachlose ist da, aber es fehlt meiner Meinung nach am Verständnis der Leute für die Lebenssituation von Obdachlosen. Da muss sich noch einiges tun."


Quelle:
DR