Hilfe für Erdbebenopfer in Türkei und Syrien läuft an

Kirchen als Notunterkunft

Das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien wird erst allmählich sichtbar. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter. EU und katholische Kirche mobilisieren ihre Helfer. Auch vor Ort werden die Kirchen aktiv.

Rettungskräfte versuchen in Latakia in Syrien Verschüttete zu bergen / © SANA (dpa)
Rettungskräfte versuchen in Latakia in Syrien Verschüttete zu bergen / © SANA ( dpa )

Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien mit bisher mehr als 1.000 Toten läuft die internationale Nothilfe an. Die EU kündigte die Entsendung von Such- und Rettungsteams in die Unglücksregion an. Auch kirchliche Hilfswerke leiteten humanitäre Maßnahmen ein.

Auf Bitten der Türkei habe man den Katastrophenschutz-Mechanismus der Europäischen Union aktiviert, teilte die EU-Kommission in Brüssel am Montag mit. Man sei auch bereit, Betroffenen in Syrien im Rahmen humanitärer Programme zu helfen. Laut der Brüsseler Behörde wurden zehn Teams aus Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen und Rumänien zur Unterstützung der Ersthelfer mobilisiert. Auch Ungarn bot Rettungsteams an. Das Katastrophenhilfe-Koordinationszentrum der EU stehe in Kontakt mit den türkischen Behörden, teilte der für humanitäre Einsätze zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic mit.

Stärkstes Erdbeben seit über 100 Jahren

Das EU-Satellitensystem Copernicus sei aktiviert worden, um Aufnahmen vom Katastrophengebiet bereitzustellen, hieß es weiter. Das Erdbeben, das in der Nacht zu Montag das Umland von Gaziantep in der Türkei und Gebiete im angrenzenden Syrien mit einer Stärke von 7,8 traf, ist laut der EU das stärkste seit über 100 Jahren in der Region.

Der für die Osttürkei zuständige Bischof Paolo Bizzeti, zugleich Präsident der Caritas Türkei, kündigte gegenüber dem vatikanischen Pressedienst Asianews am Montag die Mobilisierung von Geldern zugunsten der betroffenen Bevölkerung an. Christen stellen in der Türkei eine verschwindende Minderheit und sind staatlichen Beschränkungen ausgesetzt.

Kirchen öffnen Gebäude als Notunterkunft

Steinmeier erschüttert von Ausmaß der Erdbeben in Türkei und Syrien

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den von schweren Erdbeben betroffenen Menschen in der Türkei und Syrien seine Anteilnahme ausgesprochen. "Das Ausmaß von Tod und Zerstörung erschüttert mich tief", erklärte Steinmeier am Montag in Berlin.

Seine Gedanken seien bei den vielen Opfern, seine Anteilnahme gelte ihren Familien. Seine Hoffnung richte sich darauf, "dass noch viele aus den Trümmern gerettet werden können", erklärte Steinmeier weiter.

Zivilisten und Mitglieder der Weißhelme arbeiten in Idlib in Syrien an der Rettung von verschütteten Menschen / © Anas Alkharboutli (dpa)
Zivilisten und Mitglieder der Weißhelme arbeiten in Idlib in Syrien an der Rettung von verschütteten Menschen / © Anas Alkharboutli ( dpa )

Der Verantwortliche für Caritas Anatolien, John Farhad Sadredin, sagte Asianews, in der rund 400.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Antakya und der nahe gelegenen Hafenstadt Iskenderun seien auch Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude von dem Beben betroffen. Er und Bizzeti halten sich derzeit in Italien auf. Beide planten ihre sofortige Rückkehr in die Türkei, allerdings sei auch die Landebahn des Flughafens Hatay beschädigt.

Die Kirche habe ihre Gebäude als Notunterkunft geöffnet, auch ein Gotteshaus, sagte Sadredin. Hingegen ist die Kathedrale von Iskenderun laut Bischof Bizzeti zerstört.

Schwere Schäden auch in Aleppo

Auch in Syrien kündigte die katholische Kirche Hilfe an. Unterschiedliche christliche Organisationen würden tätig, wie der chaldäische Bischof von Aleppo und frühere Präsident von Caritas Syrien, Antoine Audo, bestätigte. In der Millionenstadt Aleppo seien Gebäude beschädigt, sagte er – "erst der Krieg, der so viele Schäden verursacht hat, und jetzt das Erdbeben". Auch auf das Bischofshaus seien Trümmer von einer benachbarten Moschee gefallen, als deren Minarett teilweise einstürzte, so Audo.

Bei den Erdstößen sind nach derzeitigen Erkenntnissen in beiden betroffenen Ländern mehr als 1.400 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Türkei seien bisher über 900 Tote zu beklagen, teilte Präsident Recep Tayyip Erdogan mit. Sein Vize Fuat Oktay sprach von mehr als 2.300 Verletzten. Das Epizentrum lag nahe der türkischen Millionenstadt Gaziantep. Noch bis zum Mittag erschütterten Nachbeben das Katastrophengebiet.

Quelle:
KNA