Hildesheimer Bischof ruft zu Widerstand gegen Judenfeindlichkeit auf

"Angriff auf die Würde"

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ist besorgt über wachsenden Hass gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland. Sie dürften nicht für das Verhalten der israelischen Regierung verantwortlich gemacht werden, betonte er.

Junger Mann mit Kippa / © ColorMaker (shutterstock)

"Wir müssen dem erstarkenden Antisemitismus entschieden entgegentreten und auch jeder Politik der Ausgrenzung eine deutliche Absage erteilen", erklärte der Bischof am Montag in Hildesheim.

Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Wilmer / © Harald Oppitz ( KNA )

"Immer häufiger erleben wir, dass Ressentiments, Aggression und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland auch mit dem Verhalten der israelischen Regierung und dem Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza begründet werden", so Wilmer. 

"Jüdinnen und Juden in Deutschland sind aber nicht für das Verhalten der israelischen Regierung verantwortlich." Genauso wenig seien Musliminnen und Muslime in Deutschland für den Terrorangriff der Hamas vor fast zwei Jahren am 7. Oktober 2023 verantwortlich, der diesem Krieg in Gaza vorausgegangen sei.

"Wir müssen unsere Stimme erheben"

Die humanitäre Lage im Gazastreifen sei katastrophal, sagte Wilmer. "Wir können ein umgehendes Ende dieses Krieges, eine Verbesserung der humanitären Situation in Gaza und die Freilassung der Geiseln fordern und tun dies auch." Der Nahostkonflikt und der Krieg in Gaza lasse sich aber nicht in Niedersachsen lösen. 

"Sehr wohl allerdings können wir unsere Stimme erheben, wenn wir sehen, dass Jüdinnen und Juden beleidigt, diskriminiert oder schikaniert werden. Wir müssen unsere Stimme erheben."

"Wenn Jüdinnen und Juden sich nicht trauen, überhaupt zu sagen, dass sie jüdisch sind - dann haben wir in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus", führte der Bischof aus. Jüdinnen und Juden würden angegriffen und ihre Einrichtungen und Gemeinden bedroht, kritisierte Wilmer. Oft seien Universitäten keine sicheren Orte mehr für jüdische Studierende. Israelische und jüdische Künstlerinnen und Künstler würden von Veranstaltungen ausgeladen und israelische Produkte boykottiert.

"Antisemitismus ist ein Angriff auf die Würde des Menschen. Antisemitismus zerstört unsere Gesellschaft", so Wilmer. "Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme; sie gelten allen Menschen und machen unsere Gesellschaft menschlich."

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA