Am 29. Juni feiert die Kirche eine Frau, die in vielen Teilen Deutschlands eher unbekannt sein dürfte - bei der es sich aber lohnt, sie kennenzulernen: Hemma von Gurk. Sie wurde um 995 in Kärnten geboren und starb am 29. Juni, wahrscheinlich im Jahr 1045 im Kloster Gurk in Österreich. In den gut 50 Jahren ihres Lebens tat sie vielen Menschen Gutes.
Es gibt nur wenige Quellen über die Heilige, weshalb auch ihr Geburtsjahr nicht genau belegt ist. Ebenso wenig lässt sich über ihre Eltern sagen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Hemma mit Wilhelm II., Graf von Friesach und Markgraf im Sanntal, verheiratet war und dass das Paar zwei Söhne hatte. Der Legende nach entstammte Hemma dem Hochadel und war mit Kaiser Heinrich II. verwandt, an dessen Hof sie auch erzogen wurde.
Verlust ihrer Familie
Ihre Söhne hießen Wilhelm und Hartwig und waren eingesetzt als Leiter der Silber- und Erzgruben, die ihre Mutter geerbt hatte. Bei einem Aufstand von Bergknappen wurden die beiden Söhne getötet. Der Vater Wilhelm bestrafte die Aufständischen hart, woraufhin ihn seine Frau als Buße zu einer Wallfahrt nach Rom animierte. Im Jahr 1036 starb Wilhelm - auch hierüber gibt es verschiedene Aussagen: entweder auf dem Rückweg aus Rom, auf dem er entkräftet zusammenbrach; weil er aus politischen Gründen von Graf Adalbero von Eppenstein ermordet wurde oder weil er in Kärnten im Bürgerkrieg zu Tode kam.
Als gesichert gilt jedoch, dass Hemma innerhalb kurzer Zeit sowohl ihre Söhne als auch ihren Mann verlor. Als kinderlose Witwe galt sie nun als reichste Frau ihrer Zeit und wollte ihren Besitz doch nicht allein für sich verwenden. Denn schon zu Lebzeiten ihres Mannes widmete sich die Heilige den Armen und Elenden und unterstützte bedürftige Menschen.
Arbeitsplätze durch Kirchenbau
So entschied sie nach dem Tod ihrer Familie, sich in das ruhige Gurktal zurückzuziehen. Hier gründete sie im Jahr 1043 das Stift Gurk, ein adeliges Damenstift ohne feste Ordensregel. Ob sie selbst als Laienschwester eintritt, ist nicht gesichert. Sie unterstützte in ihrer Zeit in Gurk weiterhin notleidende Menschen. Ebenso veranlasste Hemma, dass mit Hilfe ihres Besitzes das Stift Admont vom Salzburger Erzbischof Gebhard in der Steiermark gegründet wurde. Daneben stiftete sie mindestens neun Kirchen in Österreich. Das kam auch der Bevölkerung zugute, die mit den Löhnen für den Bau ihre Lebenssituation verbessern konnte.
So zeigte sich, dass für Hemma Frömmigkeit und das alltägliche Leben nicht voneinander getrennt zu sehen, sondern immer miteinander verknüpft waren. Dazu war die Heilige geleitet von einem großen Gerechtigkeitssinn. Der 29. Juni als Todestag der Heiligen gilt als gesichert, während das Todesjahr nicht genau festgehalten ist; man geht von 1045 aus.
Das Stift Gurk bestand nach Hemmas Tod nicht lange, da es im Jahr 1072 von Erzbischof Gebhard aufgehoben wurde. Die Gebeine der Heiligen wurden im Jahr 1174 in die neu gebaute Krypta des Gurker Domes übertragen, was damals einer Seligsprechung gleichkam. Bis zur Heiligsprechung Hemmas dauerte es dann allerdings noch einmal fast 800 Jahre: Papst Pius XI. nahm sie am 5. Januar 1938 vor.
In schwierigen Situationen nicht aufgeben
Die Heilige kann heute dazu inspirieren, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben. Man mag sich nur einmal versuchen vorzustellen, wie schwer der Verlust von Mann und Söhnen für Hemma war. Trotzdem fand sie die Kraft, ihr Erbe zum Wohl anderer Menschen einzusetzen. Vielleicht kann ihre Geschichte heute manchen Menschen die Kraft geben, das, was sie können und haben, für andere einzusetzen: So kann man wirksam sein, auch wenn man sich in einer schier hoffnungslosen Situation befindet.
Hemma zeigt außerdem, dass Schönheit und praktisches Denken zusammengehen: Wer Kirchen bauen lässt, schafft etwas Schönes und gleichzeitig Arbeitsplätze. Auch heute muss nicht alles nur praktisch sein; Schönheit berührt und bewegt die Seele des Menschen in besonderer Weise. Durch etwas Schönes spricht immer auch Gott zu den Menschen. Da überrascht es nicht, dass wichtige Reliquien der Heiligen ein Ring und ein Anhänger sind - etwas Schönes.