Heiliglandbischöfe kritisieren Konfliktparteien in Nahost

"Regime der Diskriminierung"

Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes haben die Handlungsunfähigkeit der Beteiligten im israelisch-palästinensischen Konflikt beklagt. Das Verständnis für die Ursachen sei jedoch zentral für eine Lösung des Konflikts.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Ein palästinensischer Demonstrant geht während der Zusammenstöße mit der israelischen Polizei auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt hinter einem behelfsmäßigen Schild in Deckung / © Mahmoud Illean/AP (dpa)
Ein palästinensischer Demonstrant geht während der Zusammenstöße mit der israelischen Polizei auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt hinter einem behelfsmäßigen Schild in Deckung / © Mahmoud Illean/AP ( dpa )

"Die politischen Behörden, die über die Zukunft Israels und Palästinas entscheiden, wie auch die wichtigsten Teile der internationalen Gemeinschaft scheinen nicht bereit zu sein, wahrheitsgemäß und mutig darüber nachzudenken, was im Heiligen Land geschieht", heißt es in einer am Montagabend verbreiteten Stellungnahme der bischöflichen Kommission "Justitia & Pax" zur gegenwärtigen Welle der Gewalt vor Ort.

Durch diese Handlungsunfähigkeit könnten die Ursachen für die Gewalt nicht beseitigt werden. Das Verständnis für die Ursachen sei jedoch "der einzige Weg, um einen Ausweg aus diesem tödlichen Kreislauf zu finden".

Deutsche Kommission Justitia et Pax

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wurde 1967 gegründet und versteht sich als Forum der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Justitia et Pax ist deren gemeinsame Stimme in Gesellschaft und Politik und damit Akteurin des politischen Dialogs. Darüber hinaus ist die Deutsche Kommission Bestandteil eines weltweiten Netzwerkes nationaler und regionaler Justitia-et-Pax-Kommissionen.. (Justitia et Pax)

Justitia steht für Gerechtigkeit  / © Daniel Reinhardt (dpa)
Justitia steht für Gerechtigkeit / © Daniel Reinhardt ( dpa )

Gewalt sei zu einem festen Bestandteil des andauernden Konflikts geworden. So seien in den vergangenen zwei Monaten 45 Palästinenser, 16 Israelis und 2 Arbeitsmigranten getötet worden. Die Gewalt werde anhalten, und solange "den Bewohnern Ost-Jerusalems, des Westjordanlandes und des Gazastreifens ein militärisches Besatzungsregime auferlegt" werde und innerhalb Israels "ein Regime der Diskriminierung" fortbestehe. Mitverantwortlich sei auch die internationale Gemeinschaft, die sich ihrer Verantwortung für die Situation in Israel-Palästina entziehe.

Bischöfe: Besatzung "Palästinas" sei Kernproblem

Die primäre Ursache der Gewalt sieht die Kommission in der andauernden Besatzung "Palästinas". Verschärfend kämen die Spannungen in Jerusalem hinzu, die unter anderem durch die "ständige Bedrohung des Status quo im Haram al-Sharif" (Tempelberg) sowie "erdrückende Zugangsbeschränkungen zu den Heiligen Stätten" genährt würden.

Als "ungeheuerlich" bezeichnet es die bischöfliche Kommission, dass der Großteil von Gewalttaten gegen Palästinenser von israelischen Siedlern verübt werde, die in Teilen des besetzten Westjordanlandes "eine Herrschaft der Gesetzlosigkeit und des Terrors über palästinensische Familien, Stadtviertel und Dörfer" ausübten und dabei allzu oft von der israelischen Armee unterstützt werde.

Anschläge von Palästinensern bezeichnete die Kommission als "Zeichen der Verzweiflung angesichts der anhaltenden Diskriminierung von Arabern in Israel selbst und des Regimes der Ungleichheit". Verbale und gewaltfreie Proteste würden von der internationalen Gemeinschaft ignoriert. Zu einem Gefühl der Frustration trügen auch die sogenannten "Abraham-Abkommen" zwischen Israel und arabischen Ländern bei, die den israelisch-palästinensischen Konflikt "eklatant" ignorierten.

Israel suche den "'Frieden', wo kein Frieden zu finden ist" mit den Regimen der arabischen Länder, aber nicht mit den Menschen in der Region. Erst, wenn die Rechte der Palästinenser umgesetzt seien, könne ein neues Kapitel in der Region aufgeschlagen werden.

Quelle:
KNA