Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen wird ausgezeichnet

Nobelpreis für Medizin

Der deutsche Krebsforscher und Virologe Prof. Harald zur Hausen erhält den diesjährigen Nobelpreis für Medizin. Der ehemalige Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg bekommt die Auszeichnung für die Entdeckung des Humanen Papillomvirus (HPV), das Gebärmutterhalskrebs verursacht, wie das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mitteilte. Zur Hausens Arbeit hatte auch zur Entwicklung eines neuen Impfstoffes geführt. Im vergangenen Jahr waren mit dem Physiker Peter Grünberg und dem Chemiker Gerhard Ertl zwei deutsche Forscher mit dem Nobelpreis geehrt worden.

 (DR)

Harald zur Hausen wurde 1936 in Gelsenkirchen geboren. Der heute 72-Jährige studierte in Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin und forschte anschließend für drei Jahre an der Universität Düsseldorf. Weitere drei Jahre lang arbeitete er an der Universität Pennsylvania in Philadelphia. Nach einer Zwischenstation in Würzburg übernahm zur Hausen 1972 den Lehrstuhl für Virologie der Universität Nürnberg-Erlangen, fünf Jahre danach den Lehrstuhl für Virologie der Universität Freiburg. 1983 wurde zur Hausen zum Vorsitzenden und Wissenschaftlichen Mitglied des Stiftungsvorstands des Deutschen Krebsforschungszentrums berufen. Am 11. März 2003 wurde er als Stiftungsvorstand verabschiedet.

Zur Hausens vorrangiges Interesse galt der Rolle von Viren bei der Entstehung von Tumoren. Ab den 70er Jahren konzentrierte er sich auf die humanen Papillomviren (HPV), bekannt als Erreger von Hautwarzen. 1976 publizierte er die Hypothese, dass Warzenviren eine Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs spielen. Anfang der 80er Jahre gelang es zur Hausen, aus Tumormaterial die bis dahin unbekannten Virustypen HPV 16 und HPV 18 zu isolieren. Diese gelten heute als die beiden wichtigsten Hochrisikotypen bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs.

Inzwischen wird dank dieser Entdeckung weltweit an Konzepten zur Impfung gegen Papillomviren gearbeitet. Für sein Werk wurde der Wissenschaftler mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Robert Koch-Preis, dem Charles S. Mott-Preis der General-Motors Krebsforschungs-Stiftung, dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis, dem Ernst Jung-Preis für Medizin sowie dem Charles-Rudolphe Brupbacher-Preis.

Außerdem wurde ihm die Ehrendoktor-Würde der Universitäten Chicago (USA), Umeå (Schweden), Prag (Tschechien), Salford (England) und Helsinki (Finnland) verliehen. Zur Hausen ist Autor und Koautor von mehr als 250 wissenschaftlichen Publikationen.

Geteilter Preis
Hausen wurde die Hälfte der mit ingesamt rund einer Million Euro (zehn Millionen Schwedischen Kronen) dotierten Auszeichnung zugesprochen. Die andere Hälfte teilen sich die französischen Mediziner Francoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für ihre Entdeckung des Humanen Immundefizienz-Virus (HIV). Der Nobelpreis wird am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.

Im vergangenen Jahr hatten sich die US-amerikanischen Forscher Mario Capecchi und Oliver Smithies sowie ihr britischer Kollege Sir Martin Evans den Medizinnobelpreis geteilt. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Arbeiten zur Genmodifikation bei Mäusen durch Nutzung embryonaler Stammzellen.

Woche der Nobelpreise
Am Dienstag wird der Nobelpreis für Physik bekanntgegeben. Am Mittwoch folgt der Empfänger für Chemie und am Donnerstag jener für Literatur. Am Freitag wird der Träger des Friedensnobelpreises verkündet. Am Montag folgt die Auszeichnung für Wirtschaft. Der Chemiker und Industrielle Nobel (1833-1896) hatte in seinem Testament festgelegt, dass alljährlich fünf Preise an Persönlichkeiten verliehen werden, «die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben». Der Nobelpreis für Wirtschaft wird seit 1968 von der Sveriges Riksbank gestiftet.