Hat Kohle Zukunft? Politik unterstützt längere Laufzeit für Bergbau in Hamm

Energie für 100 Jahre

Die nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende und -Fraktionschefin Hannelore Kraft lehnt eine komplette Einstellung der Steinkohleförderung ab. Deutschland bleibe durch einen weiteren Abbau flexibler in der Energieversorgung, sagte Kraft am Dienstag im Deutschlandfunk. Die Kohle reiche noch für mehr als 100 Jahre. Daher müsse der Zugang offen gehalten werden. So könne man reagieren, wenn weltweit Energieprobleme aufträten.

 (DR)

Aufgrund der gestiegenen Preise für Öl und Gas sei der Kohlebergbau bereits jetzt fast wettbewerbsfähig. Deutsche Kohle kann ab einem Weltmarktpreis von ca.130 Euro wirtschaftlich abgebaut werden. Zur Zeit liegt der Preis auf dem Weltmarkt zwischen 90 und 100 Euro. Im Fall eines Ausstiegs würde es nach Angaben der SPd-Vorsitzenden Kraft zehn Jahre dauern, bis man erneut Kohle fördern könne.

Am Montagabend hatte der Aufsichtsrat der RAG Aktiengesellschaft die Bergbauplanung bis 2012 und die Schließung von zwei weiteren Zechen beschlossen. Das Bergwerk Ost in Hamm wird demnach zum 30. September 2010 geschlossen. Das Bergwerk Saar im Saarland, in dem nach einem Beben vorübergehend die Arbeit eingestellt worden war, wird rückwirkend zum 1. Mai teilweise stillgelegt. Der Termin für die endgültige Stilllegung ist der 1. Juli 2012.

Politik für längere Laufzeiten
Finanzminister Helmut Linssen (CDU) hatte sich in der Abstimmung des RAG-Aufsichtsrats über eine Verlängerung der Laufzeit für das Bergwerk Ost in Hamm offenbar überraschend der Stimme enthalten. Das erfuhr die in Düsseldorf erscheinende «Rheinische Post» aus Kreisen des Aufsichtsrats.

Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung war darüber diskutiert worden, dass das Bergwerk Ost, in dem die am Weltmarkt verstärkt nachgefragte Kokskohle gefördert wird, bereits Ende 2009 schließen könnte. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), die nordrhein-westfälische SPD und die Ruhr-CDU hatten sich für längere Laufzeiten des Bergwerks ausgesprochen, Vertreter der schwarz-gelben Koalition eine frühe Schließung des Bergwerks Ost befürwortet.