Harter Kampf um die "Swing States"

Endspurt im US-Wahlkampf

Den letzten Umfragen zufolge besteht kein Zweifel mehr daran, wer der kommende Präsident der USA wird. Seit Wochen liegt Barack Obama in allen Erhebungen deutlich vor John McCain. Aber Umfragen können täuschen, das hat die Vergangengeit bewiesen.

Autor/in:
Heiko Thompson
 (DR)

Der TV-Sender CNN sah zuletzt nach Auswertung aller maßgeblichen Umfragen Obama bei 50 Prozent der Stimmen bei dem demokratischen Kandidaten und den republikanischen Bewerber bei 41 Prozent. Eine Umfrage der "New York Times" zusammen mit dem Fernsehnetzwerk CBS kam auf 51 Prozent der Wählerstimmen für Obama, jedoch nur 40 Prozent für John McCain.

Aber Umfragen können täuschen. Zu gut erinnert man sich in den USA noch daran, dass der Demokrat Al Gore im Präsidentschaftswahlkampf 2000 in den Umfragen mit bis zu elf Punkten vor George W. Bush lag. Immer wieder befeuerten deshalb Obama und seine Mitstreiter in den letzten Tagen vor der Wahl ihre Anhänger, bis zum Schluss weiter zu kämpfen. "Gewiss, die Umfragen zeigen eine deutliche Führung für Obama", sagte etwa Hillary Clinton jüngst bei einer Veranstaltung für ihren einstigen Gegner innerhalb der demokratischen Partei. "Aber wir dürfen uns nicht in einer trügerischen Sicherheit wiegen." Clinton wusste, wovon sie redet - im Vorwahlkampf lag sie in New Hampshire in den Umfragen klar hinter Obama, gewann dann aber trotzdem den Staat.

"Swing-States" bis zum Schluss umkämpft
Besonders hart kämpften beide Kampagnen bis zuletzt in den sogenannten "Swing States" - jenen Staaten, in denen bislang keine Partei eine deutliche Mehrheit hat. Meinungsforscher definieren "Swing States" als jene Staaten, in denen die Mehrheit eines Kandidaten geringer ist als die Fehlermarge der Umfrage. Laut CNN waren dies am Freitag noch Montana, North Dakota, Missouri und Indiana. Die Website "Pollster", die noch mehr Umfragen mittelt als CNN sah außerdem noch North Carolina, Florida und Georgia auf der Kippe. Allerdings sehen beide Obama auch als Sieger der Wahl, falls er diese Staaten noch verlieren sollte. Auch ohne die Wahlmänner dieser Staaten käme der demokratische Kandidat deutlich über die geforderte Anzahl von 270 Wahlmännern. Pollster zählte am Freitag 311 Wahlmänner für Obama, CNN 291.

Obama will jedoch mehr, als nur knapp gewinnen - er will das Land hinter sich vereinigen: "Obama will die Zeitalter der Polarisierung in Amerika beenden und als erster Präsident seit 20 Jahren mehr als nur eine fragile Mehrheit erzielen", schrieb die "New York Times". Der demokratische Kandidat strebt am Dienstag einen überwältigenden, klaren Sieg an. Und dazu braucht er dringend die "Swing States".

McCain gibt sich noch  nicht geschlagen
Doch John McCain gibt sich noch nicht geschlagen. Allen Umfragen zum Trotz kämpft er zusätzlich zu den statistisch noch unentschiedenen Staaten auch noch in Pennsylvania und in Ohio um den Sieg. McCain muss den Glauben daran, dass er hier noch gewinnen kann, am Leben erhalten, wenn er weiter hoffen will, doch noch in das Weiße Haus einzuziehen.

Und tatsächlich könnte McCain in diesen Staaten noch eine Überraschung glücken. Obama liegt zwar in Pennsylvania mit neun Punkten vorne und in Ohio mit fünf. Die Umfragen hier gelten jedoch als besonders unzuverlässig. In Pennsylvania, einem Staat mit einem hohen Anteil an weißen Arbeitern, hat in den Vorwahlen Hillary Clinton klar gegen Obama gewonnen. McCain hofft, diese Bevölkerungsschicht im letzten Moment umstimmen zu können.

Als unvorhersehbar gilt hier außerdem, wie viele Wähler bei Umfragen nicht offen zugeben möchten, dass sie nicht für einen Schwarzen stimmen würden. So schrieb die "New York Times", dass man mit Erhebungen zwar feststellen konnte, dass das Thema Rasse für viele Wähler eine Rolle spielt. "Es ist aber völlig unklar, ob Rasse für diese Leute heute noch ein Ausschlusskriterium ist." Das kann erst der Dienstag zeigen.

Selbst wenn Obama alle "Swing States" verliert, hat er jedoch die politische Landkarte der USA jetzt schon im Vergleich zu 2000 und 2004 deutlich verändert. Staaten wie Nevada, Colorado, Virginia und Iowa, die traditionell konservativ gewählt hatten sind diesmal klar auf der demokratischen Seite. Amerika ist lange nicht mehr so konservativ, wie es in den vergangenen acht Jahren war.