Hamburg denkt als erstes Bundesland über Verhandlungen mit Muslimen nach

Hanseatische Islampremiere geplant

Als erstes Bundesland will Hamburg Verhandlungen mit den Muslimen über einen Staatsvertrag nach dem Vorbild der christlichen Kirchen aufnehmen. "Für solche Gespräche sind wir sofort zu haben", sagte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust am Mittwochabend in der Hansestadt.

 (DR)

Als erstes Bundesland will Hamburg Verhandlungen mit den Muslimen über einen Staatsvertrag nach dem Vorbild der christlichen Kirchen aufnehmen. "Für solche Gespräche sind wir sofort zu haben", sagte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust am Mittwochabend in der Hansestadt. Zuvor hatten die Muslime in Hamburg einen entsprechenden Vertrag angeregt. Mögliche Themen sind der islamische Religionsunterricht, die Lehrerausbildung, der Bau von Moscheen, die Gefängnis- und Krankenhausseelsorge sowie die Vertretung der Muslime im NDR-Rundfunkrat.

Flächendeckend Moscheen
Der Vertrag würde mit dem örtlichen Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura) geschlossen. Dessen Rechtsreferent Norbert Müller rechnet mit einer längeren Verhandlungsdauer. Beide Seiten hätten unterschiedliche Bedürfnisse. Staat und Gesellschaft wollten Sicherheit sowie eine Abgrenzung gegen Gewalt, die Muslime wünschten sich die Festschreibung bestimmter Rechte zur gesellschaftlichen Teilhabe. "Wir wollen eine flächendeckende Versorgung mit Gebetsstätten", so der Jurist. In Hamburg leben rund 120.000 Muslime in 47 Gemeinden. 35 von ihnen vertritt die 1999 gegründete Schura. Die übrigens 12 Gemeinden bräuchten sich nicht an den Staatsvertrag zu halten.

Weiterhin "Religionsunterricht für alle"
Über den an den staatlichen Hamburger Schulen praktizierten "Religionsunterricht für alle" sagte Müller, die Muslime wollten dieses bundesweit einzigartige Modell weiterhin unterstützen. "Wenn das Konzept so bleibt, halten wir daran fest." Denkbar sei aber auch eine Unterrichtung durch islamische Lehrer sowie eine "gemeinsame Verantwortung von Muslimen und Christen". Der "Religionsunterricht für alle" steht in evangelischer Verantwortung und wird bisher auch von Katholiken und Muslimen besucht. Im Hamburger Staat-Kirche-Vertrag mit dem Heiligen Stuhl ist ein eigener katholischer Religionsunterricht festgeschrieben worden. In welcher Form er künftig praktiziert werden kann, ist noch offen.

In der kommenden Woche treten die Hamburger Staatsverträge mit der katholischen und evangelischen Kirche in Kraft, die vergleichbare Themen behandeln. Solche Abkommen mit den christlichen Kirchen existieren in den meisten Bundesländern.
(KNA,dr)