Grüne wollen Strafbarkeit von Missbrauch in der Seelsorge

Anpassung des Gesetzestextes vorgeschlagen

Die Grünen befassen sich bei ihrer Bundesdelegiertenkonferenz auch mit dem Thema Missbrauch. Sexualisierte Gewalt in der Seelsorge soll demnach im Strafgesetzbuch entsprechend aufgenommen werden. Dazu wurde ein Antrag eingebracht.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

In dem entsprechenden Antrag fordern sie, dass auch Missbrauch in religiösen und weltanschaulichen Institutionen in den Paragrafen 174c des Strafgesetzbuches aufgenommen wird. Dies ist bislang nicht der Fall. Die Grünen kommen von Freitag bis Sonntag zu ihrer Bundesdelegiertenversammlung in Bonn zusammen.

Antrag zur Änderung

In dem Antrag heißt es: "Wir erkennen die Bemühungen derjenigen an, die sich innerhalb ihrer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften für Prävention, Bekämpfung, Aufklärung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einsetzen." Man betrachte allerdings mit Sorge, dass es bisher beiden großen Kirchen nicht gelungen sei, sexualisierte Gewalt durch hauptamtlich Mitarbeitende sowie durch ehrenamtlich Tätige vollständig aufzuarbeiten und Betroffene auf allen Ebenen einzubeziehen. Paragraf 174 des Strafgesetzbuches solle deshalb entsprechend ergänzt werden.

Vorgeschlagener Wortlaut

Dabei wird in dem Antrag folgender Wortlaut vorgeschlagen: "Ebenso wird bestraft, wer sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm zur Beratung oder Begleitung im institutionell religiösen oder weltanschaulichen Kontext anvertraut ist, unter Missbrauch des Beratungs- oder Begleitungsverhältnisses vornimmt oder an sich vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einer dritten Person bestimmt." Es handelt sich um einen gemeinsamen Antrag der Bundesarbeitsgemeinschaften der Christinnen und Christen, der Säkularen und der Frauen.

Chronik des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche

Januar 2010: Der Leiter des Canisius-Kollegs der Jesuiten in Berlin, Pater Klaus Mertes, macht durch einen Brief an ehemalige Schüler den Missbrauchsskandal an seiner Schule bekannt. Jesuiten hätten in den 1970er und 80er Jahren Schüler sexuell missbraucht. Er löst damit eine Welle von Enthüllungen zu Missbrauchsfällen in der Kirche, aber auch in Schulen und anderen Institutionen aus.

Canisius-Kolleg in Berlin / © Christoph Scholz (KNA)
Canisius-Kolleg in Berlin / © Christoph Scholz ( KNA )
Quelle:
KNA