Gregor Gysi schätzt christliche Feste und die Bibel

Geprägt von der Bergpredigt

Die biblische Bergpredigt gebe ihm eine moralische Orientierung. Linken-Politiker Gregor Gysi möchte im Blick auf die kirchlichen Feste, wie Ostern oder Weihnachten, nicht in einer Gesellschaft ohne Gott leben.

Gregor Gysi / © Georg Hochmuth (dpa)
Gregor Gysi / © Georg Hochmuth ( dpa )

Gregor Gysi (74), Linken-Politiker und bekennender "nichtreligiöser Mensch", hat in einem Interview sein spezielles Verhältnis zum Christentum erläutert. Er wolle allein schon der Feste wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten wegen nicht in einer religionslosen Gesellschaft leben, sagte Gysi dem Magazin "Grandios" in Regensburg. In einer solchen Gesellschaft wären außerdem viele Normen wie das allgemeine Tötungsverbot nicht mehr so einfach zu vermitteln.

Mit der Bibel auf die einsame Insel

Der Politiker sagte, auch ihn habe die Bergpredigt geprägt: "Da steht drin, ich soll meine Feinde lieben. Das kann ich nicht. Aber eines konnte ich: Ich habe nicht zurückgehasst, wenn ich gehasst wurde. Das hat mich souveräner gemacht."

Wenn er auf eine einsame Insel nur ein Buch mitnehmen dürfte, wäre das die Bibel, sagte Gysi. "Da finde ich alles drin. Altes und Neues Testament, das hat es in sich. Das Alte Testament nicht aufzuheben, sondern ein neues zu schreiben und doch viele Passagen zu widerlegen, ist genial. Die Kirchen sind genialer Erfinder der Dialektik."

Ehemaliges Magazin des Bistums Regensburg

Der 78-Jährige sagte, ihm sei vor seiner Gehirnoperation 2004 prophezeit worden, dass er anfangen werde, an Gott zu glauben. Das habe er "selbst im Angesicht einer solchen Gefahr nicht getan". Aber vielleicht habe er ja unrecht. "Die Möglichkeit lasse ich in meinem Kopf zu als Fragezeichen. Ein gläubiger Mensch hat mir gesagt, dass Gott mich liebt. Das hat mich sehr gefreut. Wenn es ihn gibt, hoffe ich, dass es auch so bleibt."

"Grandios" ist ein halbjährlich erscheinendes Magazin. Der Titel wurde vom Bistum Regensburg aus finanziellen Gründen aufgegeben und wird seit September 2021 auf privatwirtschaftlicher Basis fortgeführt. Dazu haben mehrere Unternehmer um den Rheinländer Immobilien-Projektentwickler Rüdiger von Stengel eine Treuhandstiftung gegründet. Die neue Ausgabe zum Schwerpunktthema "Vertrauen" kommt nach Auskunft von Chefredakteur Tobias Liminski am 22. April in den Handel. Ab Mittwoch werde sie an die Abonnenten ausgeliefert.

Quelle:
KNA