Gottesdienste für "Geburtstagskinder"

Feiern mit der ganzen Gemeinde

Die Gemeinde singt "Viel Glück und viel Segen", jemand knipst ein Erinnerungsfoto und am Ende gibt es für alle ein Gläschen Sekt. In der Kirchengemeinde Lieme im lippischen Lemgo können Gemeindemitglieder ihren Geburtstag in einem speziellen Gottesdienst feiern.

Autor/in:
Tobias Schneider
 (DR)

Der Geburtstagsgottesdienst einmal im Monat kommt offensichtlich auch bei den Gottesdienstbesuchern gut an. Durch die ungezwungene und persönliche Atmosphäre lerne man die Gemeinde viel besser kennen, erzählen Besucher.

Die Einladung erfolgt mit stilvollen Karten. Auch Verwandte, Freunde und Bekannte sind willkommen. Die Feiern, die unter einem bestimmten Motto wie etwa "Träume" oder "Vertrauen" stehen, unterscheiden sich von regulären Gottesdiensten, weil sie lockerer und fröhlicher gestaltet sind. "Wir möchten damit möglichst viele verschiedene Menschen ansprechen", erzählt Pfarrer Niemeyer von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Lieme in Lemgo. Den speziellen Gottesdienst bereitet ein Team von fünf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und dem Theologen vor.

Im Gottesdienst unterschreiben die "Geburtstagskinder" beispielsweise zuerst auf dem Segel eines großen Schiffes, bevor sie sich einen Platz in der Kirche suchen. Eine Geburtstagskerze wird angezündet. Statt einer Predigt geben Niemeyer und sein Team einen szenischen Impuls. Bei dem Gottesdienst zum Thema "Masken" geht es um Maskeraden, mit denen man sich im Alltag verstellt, zum Beispiel die Maske der Freundlichkeit oder die Maske des Selbstbewusstseins. Es sei wichtig, seine Masken zwischendurch abzusetzen und seine wahren Gefühle zuzulassen, sagt Pfarrer Niemeyer.

Danach vertieft die Gemeinde die Anregungen an mehreren Stationen zum Mitmachen. Dazu gehören die Erarbeitung eines Liedes und das kreative Gestalten von mitgebrachten Pappmasken. Danach werden alle, die Geburtstag haben, für ein Erinnerungsfoto in den Altarraum gerufen. Nach etwa einer Stunde endet die Zeremonie mit dem Kirchkaffee.

"Es ist wichtig, dass es so etwas bei uns gibt"
Die Geburtstagsgottesdienste laufen bereits im zweiten Jahr. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe treffen sich zweimal im Monat zur Besprechung. Dass sie für die Organisation Freizeit opfern, nehmen sie dabei gerne in Kauf. "Es ist wichtig, dass es so etwas bei uns gibt", erzählt Mitarbeiterin Claudia Scholz. Es gehe um die Wertschätzung der Menschen. Auch ihre Kollegin Inka Löscher findet: "Der Geburtstag ist ein ganz besonderer Tag im Jahr. Deswegen sollte man ihn gebührend feiern."

Bei den Besuchern kommt der unkonventionelle Gottesdienst gut an. Das Angebot empfinde sie "sehr innovativ", sagt die 49-jährige Ilona Reschke. Durch die ungezwungene Atmosphäre lerne man die Gemeinde viel besser kennen. Ähnlich angetan ist Ingrid Stein, die im März 52 Jahre alt wurde. Mit dem Konzept seien schon ganz neue Kirchenbesucher erreicht worden. Ihr gefalle vor allem der generationenübergreifende Charakter der Feiern. "Das Ganze ist eine tolle neue Idee."