Aus den USA kommt der "Hologramm-Prediger"

Losgelöst von Raum und Zeit

An den Kinokassen ist 3-D längst auf dem Vormarsch. Nach "Avatar" ist gerade "Alice im Wunderland" der nächste Kassenschlager. Revolutioniert die neue Technologie nun auch den "Kirchenmarkt"? Evangelikale in den USA setzen auf den "Hologramm-Prediger".

Autor/in:
Konrad Ege
 (DR)

Prominente Prediger sollen an mehreren Orten gleichzeitig auftreten können. Das Projekt sei sehr ernst zu nehmen, sagt Houston Clark dem epd, und werde wohl noch 2010 Wirklichkeit werden.

Clark ist Co-Eigentümer der Mediendesignfirma Clark in Alpharetta (US-Bundesstaat Georgia), die seit mehr als zehn Jahren in großen protestantischen Kirchen Kulissen, Tontechnik und Beleuchtung gestaltet. Gottesdienste müssten attraktiv produziert werden, denn die Öffentlichkeit sei im Unterhaltungsbereich an hohe Qualität gewöhnt, wird geworben.

Clark entwickelt die Hologramm-Illusionstechnik für die Kirchen mit Hilfe der britischen Firma Musion Systems (musion.co.uk). Musions Technologie, die außerordentlich realitätsnahe lebensgroße Hologramme produziert, wird schon seit mehreren Jahren in der Werbung (Bacardi, Adidas, Chevrolet) eingesetzt und bei Modeshows und Konzerten (Madonna).

"Emotionale und spirituelle Erfahrung"
Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltaktivist Al Gore sprach 2007 als Musion-Hologramm zu den weltweiten "Live Earth"-Veranstaltungen. Für Kirchen, die schon heute mit High-Definition-Video (HDV) arbeiten, sei das Hologramm ein logischer nächster Schritt, sagt Mark Miller, ein Mitarbeiter bei Clark. Der Hologramm-Prediger vertiefe die "emotionale und spirituelle Erfahrung" der Gläubigen.

Eine wichtige Zielgruppe für den Hologramm-Prediger sind die nach Angaben des Internet-Dienstes "Christian Post" rund 3.000 Großkirchen mit "Satellitengemeinden": Dort finden Predigt und Gottesdienst in der Hauptkirche statt, und zumindest die Predigt wird in die Satellitenversammlungsräume übertragen. Gegenwärtig per Video, oft auf HDV.

Kirchen müssten modernste Technologien nutzen, "wenn wir die Sprache der heutigen Kultur sprechen wollen", betont Tony Morgan, ein evangelikaler Pastor aus dem Bundesstaat Georgia. Er berät Gemeinden bei der Gründung neuer Kirchen, auch bei der Entwicklung von Satellitengemeinden.

Kontrovers diskutiert
Auf Blogs und in den christlichen Medien wird kontrovers über die Hologramme diskutiert. Möglicherweise seien sie nützliches Werkzeug. Einge fragen aber auch, ob damit nicht der Prediger zum großen Star aufgebaut wird. Wo bleibe die im Christentum zentral wichtige "Gemeinschaft der Gläubigen", beanstanden die Skeptiker.

Mark Miller von Clark wehrt ab: Predigten seien nur ein kleiner Teil des Gemeindelebens. In vielen großen evangelikalen Kirchen werde Gemeinschaft sehr wohl betont, vor allem in Kleingruppen, die außerhalb des Sonntagsgottesdienstes regelmäßig zusammenkämen. Technologie lasse sich nicht stoppen, und sie sei wichtig bei der Verkündigung.

Für Evangelikalen-Markt
Die Firma Clark orientiert ihre Werbung anscheinend auf evangelikale Kirchen. Er sei ja selber Evangelikaler, sagt er. Evangelikale Christen haben es in den USA schon immer gut verstanden, neue Technologien zu nutzten, sei es der Rundfunk, oder das Fernsehen. Nicht umsonst kommen gegenwärtig alle führenden Fernsehprediger aus dem evangelikalen und pfingstkirchlichen Bereich.

Freilich dürfe man die Hologramm-Technologie auch nicht überbetonen, schränkt Mark Miller ein. Im Wesentlichen sei es wichtig, dem Publikum modernste Technologie anzubieten. Es störe bei der Verkündigung, wenn ein Neubesucher in einer Kirche Videos anschauen müsse mit schlechterer Qualität als die in seinem Entertainment-Zentrum zu Hause.