Gottesdienst vor über 250.000 Pilgern

Regensburg: Papst richtet sich an die Wissenschaft

Auf dem Islinger Feld bei Regensburg hat Papst Benedikt XVI. am Dienstagmorgen den dritten großen Gottesdienst der Bayern-Visite zelebriert. Auf dem 300.000 Quadratmeter großen Freigelände direkt an der Autobahn A 3 waren über 250.000 Menschen versammelt, darunter viele Jugendliche aus ganz Bayern, die eigens für den Papstbesuch zwei Tage schulfrei erhielten.

 (DR)

Auf dem Islinger Feld bei Regensburg hat Papst Benedikt XVI. am Dienstagmorgen den dritten großen Gottesdienst der Bayern-Visite zelebriert. Auf dem 300.000 Quadratmeter großen Freigelände direkt an der Autobahn A 3 waren über 250.000 Menschen versammelt, darunter viele Jugendliche aus ganz Bayern, die eigens für den Papstbesuch zwei Tage schulfrei erhielten. In seiner Predigt hat der Papst vor einer gottlosen Welt gewarnt. Seit der Aufklärung arbeite ein Teil der Wissenschaft emsig daran, "eine Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird", kritisierte das katholische Kirchenoberhaupt.

Bekenntnis zum Glauben angemahnt
In der modernen Welt gebe es lebensgefährliche Erkrankungen der Religion und der Vernunft, sagte der Papst in seiner Predigt mit Blick auf Hass und Fanatismus. Benedikt mahnte ein klares Bekenntnis zum christlichen Glauben an. Er rief die Gläubigen auf, aus christlicher Verantwortung zu handeln. Unrecht dürfe nicht gleichgültig lassen, "Christen dürfen nicht seine Mitläufer oder sogar Mittäter werden", unterstrich Benedikt.

250.000 feierten begeistert Gottesdienst
Vor der Messe war der Papst erneut mit dem Papamobil durch die Menge gefahren. Unter den Klängen des eigens nach Worten des Papstes komponierten Liedes "Wer glaubt, ist nie allein" zogen die in Weiß und Gold gewandeten Bischöfe und Kardinäle mit dem Papst zum Altar. An der Messe nehmen auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und Mitglieder des bayerischen Kabinetts teil.

Seit den frühen Morgenstunden waren die Pilger zum Islinger Feld geströmt. Tausende verbrachten bereits die Nacht auf dem weiten Gelände und stimmten sich mit Gebeten und Gesängen auf die Eucharistiefeier ein. Am Sonntag hatte der Papst bereits eine große Freiluft-Messe auf dem Münchener Messegelände gefeiert. Daran hatten rund 250.000 Gläubige teilgenommen.

Junger Mann stütmte zum Altar
Während der Papst-Messe auf dem Islinger Feld in Regensburg ist ein junger Mann aus bislang unbekannten Gründen auf den Papst-Altar zugestürmt. "Gegen Ende der Messe rannte der Mann in Richtung Altarhügel, konnte dann aber von den Sicherheitskräften rechtzeitig niedergerungen werden", sagte Polizeisprecher Arthur Stelzl auf Anfrage in Regensburg.

Es habe nie eine konkrete Gefahr für den Heiligen Vater bestanden. "Wir hatten genügend Sicherheitsleute in Altarnähe", betonte Stelzl. Mit welcher Absicht der junge Mann zum Papst wollte, ist der Polizei bisher noch nicht bekannt. Auch über die Identität des Mannes gibt es noch keine Erkenntnisse. Voraussichtlich übernimmt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.

domradio überträgt live
Für den späten Nachmittag (17.00 Uhr) ist in der Universität Regensburg eine Begegnung mit Wissenschaftlern und Studenten geplant. domradio überträgt live. Weiterer Höhepunkt des vierten Besuchstags in Bayern ist eine ökumenische Vesper im Regensburger Dom (18.30 Uhr). domradio überträgt live. Dazu werden unter anderen der orthodoxe Metropolit Augoustinos von Deutschland und der evangelisch-lutherische Landesbischof von Bayern, Johannes Friedrich, erwartet. Der Bischof im domradio-Interview zu seinen Erwartungen an den Papst.
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Ausnahmezustand im Priesterseminar
Im Regensburger Priesterseminar, wo der Papst in den kommenden Tage untergebracht ist, herrscht absoluter Ausnahmezustand. Gottfried Dachauer, der Regens des Priesterseminars erzählt, was man so beachten muss, wenn man einen Papst zu Gast hat. Ein Beitrag von Steffi Schmid.

17.00 Uhr: Begegnung mit Wissenschaftlern in der Aula der Universität. Rede des Papstes
18.00 Uhr: Fahrt im Papamobil zum Dom von Regensburg
18.15 Uhr: Ankunft am Dom, Prozession von der Kirche Sankt Ulrich zum Dom
18.30 Uhr: Ökumenische Vesper im Dom, Predigt des Papstes
19.30 Uhr: Fahrt im Papamobil vom Dom zum Priesterseminar Sankt Wolfgang
19.45 Uhr: Ankunft im Priesterseminar Sankt Wolfgang

Regensburg und der Papst: Ein besonderes Verhältnis
Die alte Reichsstadt Regensburg mit ihrer römischen Vergangenheit war für Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., ab 1969 Lebensmittelpunkt. Er verließ damals Tübingen und nahm den Ruf auf den Dogmatik-Lehrstuhl der neu gegründeten Universität an. Sein Bruder Georg lebte bereits seit fünf Jahren in der oberpfälzischen Stadt, die heute rund 150.000 Einwohner zählt. Er war Domkapellmeister und Leiter der weltberühmten "Regensburger Domspatzen".

Benedikt XVI. denkt gerne an seine Zeit an der Universität zurück. "Das Gefühl, immer deutlicher eine eigene theologische Sicht zu gewinnen, war wohl die schönste Erfahrung der Regensburger Jahre", schreibt er in seinen Erinnerungen. Die Stadt ist auf besondere Weise dem Apostel Petrus verbunden. Nicht nur der gotische Dom trägt dessen Namen. Der erste Papst ist auch der Patron der Stadt, sein Erkennungszeichen, zwei schräggekreuzte Schlüssel, zieren das Regensburger Wappen.

Auch ab 1977, als Ratzinger Erzbischof von München und Freising wurde, kehrte er regelmäßig privat und offiziell nach Regensburg zurück. Diese Praxis behielt er als Präfekt der Glaubenskongregation bei. Er besuchte seinen Bruder und Bekannte, feierte Festgottesdienste und zog sich in sein nahe der Stadt liegendes Haus in Pentling zurück, das ihm bis heute gehört.