Gottesdienst in Bayern für US-Präsident Trump

Gegen die Schrebergartenmentalität

Eine Frau in Bayern lässt für Donald Trump eine Messe lesen - damit alles gut werde. In einer Klosterkirche in Straubing wird für den US-Präsidenten gebetet. Der Priester richtet eine besondere Bitte an Gott: Gegen die Schrebergartenmentalität.

Autor/in:
Sophie Rohrmeier
Pater Englmar während der Kommunion / © Matthias Balk (dpa)
Pater Englmar während der Kommunion / © Matthias Balk ( dpa )

Pater Englmar fasst sich an die Brust. "Da rutscht mir das Herz in die Hose", sagt der 88-Jährige. Kein Wunder: So eine Messe hält er selten. In der Karmelitenkirche in Straubing geht es an diesem Samstagmorgen um Weltpolitik. "Wir beten für den Mann, der gerade anfängt, Weltgeschichte zu schreiben", sagt Pater Englmar in seinem Gottesdienst, zu dem mehr Gläubige gekommen sind als sonst. "Dass er gute Berater hat und Entschlüsse fasst, die der Welt guttun." Er meint Donald Trump. Der Karmelitenbruder selbst wäre allerdings nicht auf die Idee gekommen, dem US-Präsidenten eine Messe zu widmen. Eine Frau hat ihn darauf gebracht.

Sie wollte, "dass alles gut wird und nichts Schlechtes mehr geschieht". Das hatte sie dem "Straubinger Tagblatt" gesagt. Deshalb bestellte sie bei den Karmeliten in der niederbayerischen Stadt - für den üblichen Preis von fünf Euro - eine Messe, wie es jedes Gemeindemitglied tun kann. Für Trump, aber nicht nur für ihn. "Für arme Seelen auch, zum Beispiel", sagt Pater Englmars Mitbruder Jim. Die Frau, der Trump das Gebet für ihn zu verdanken hat, kann Pater Jim am Samstag nicht in der Kirche entdecken, aber gut 50 Gläubige sitzen in den Bänken und bitten mit ihr. Etwas mehr als sonst, sagt Pater Jim. An Werktagen kämen sonst eher an die 40 Leute.

Messbesucher: Trump braucht jede Hilfe

In den sogenannten Messintentionen geht es meist um verstorbene oder kranke Angehörige, die Kinder oder um Dank für die Liebe, bisweilen um den Frieden auf Erden. Oft werden die Bitten gar nicht öffentlich genannt. Diesmal schon. Sehr außergewöhnlich, sagt Pater Englmar, sei eine Messintention für einen bestimmten Politiker.

"Warum nicht?", sagt einer der Gläubigen in der Messe. "Trump hat viel Verantwortung, und der muss selbst schauen, wie er mit seinen Versprechen zurechtkommt." Vor der ganzen Weltöffentlichkeit müsse er bestehen - vor allem, wenn er alle Errungenschaften seines Vorgängers Barack Obama rückgängig mache, meint er. "Der Mann braucht von allen Seiten Hilfe." Er weiß, dass der amtierende US-Präsident heftig umstritten ist. Wegen seines Wirtschafts-Protektionismus, wegen sexistischer und rassistischer Äußerungen oder wegen seiner Pläne für eine Mauer an der Grenze zu Mexiko.

Pater Englmar: Gegen die Schrebergartenmentalität

"Dass er uns unsere Schrebergartenmentalität nimmt" - diese Bitte richtet Pater Englmar in seiner Messe an Gott. Denn: "Schrebergartenmentalität bringt nichts in der Globalisierung", sagt er nach dem Gottesdienst. "Trump ist sogar eine Chance für uns, dass wir nachdenken." Der 88-Jährige wünscht sich, dass mehr Menschen andere in ihre Gebete einschließen – wie die Frau, die für Trump die Messe bestellte und damit für alle, die von den Folgen seiner Politik betroffen sind.

"Gestern war der internationale Tag der Großartigkeit, und heute feiern wir eine Messe, die großartig ist", sagt Pater Englmar - und erinnert damit an Trumps Wahlspruch "Make America great again".


Quelle:
dpa