Glühbirnenverbot und wie Kirchen damit umgehen

"Wir spielen mit dem Licht"

"Es werde Licht." Als die EU im vergangenen Jahr das Aus für die klassische Glühlampe bis 2012 beschloss, dachten die Experten wohl im Traum nicht daran, welchen Glaubenskrieg sie damit auslösen würden. Ab Dienstag dürfen Glühbirnen mit mehr als 100 Watt und alle matten Exemplare nicht mehr produziert werden - für Museen und Kirchen ein Problem.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Gerade Kirchenräume stellen lichttechnisch hohe Ansprüche. Eine Orgelmeditation braucht anderes Licht als ein Festgottesdienst. Auch Kunstwerke, Altäre und Kreuze verlangen eine besondere Beleuchtung. Die gute alte Glühlampe, die nur fünf Prozent der Energie in Helligkeit und 95 Prozent in Wärme umsetzt, lieferte ein angenehmes Licht: gelbe und rote Farbtönung, warm wie der Kerzenschein und das Sonnenlicht.

Pfarrer Heiner Mühlhäuser will sich von den neuen EU-Vorschriften nicht aus der Fassung bringen lassen. Dabei wird seine Kirche in der Pfarrei "Maria Hilfe der Christen" in Osnabrück-Lüstringen von drei großen Wagenrädern mit jeweils 48 Glühbirnen ausgeleuchtet. "Wir spielen mit dem Licht", verweist der Pfarrer auf die Bedeutung der Beleuchtung für die Atmosphäre des Gotteshauses und die Liturgie. Besonders in der Advents- und Weihnachtszeit wird eine meditative, warme Stimmung geschaffen.

Mit einem Vorrat in die kommenden Jahre
Energiesparlampen hat Mühlhäuser schon ausprobiert: Sie verbreiten ein für sein Gefühl "zu kaltes, für die Augen unangenehmes Licht". Das Hauptproblem sei aber, dass man die Energiesparlampen - zumindest mit der alten Lichtanlage der Kirche - nicht dimmen kann, bedauert der Geistliche. Und setzt auf Zeit. Da Jahr für Jahr fünf bis zehn der Glühbirnen kaputtgehen, kann die Gemeinde schon mit einem kleinen Vorrat ein paar Jahre lang weiter mit dem traditionellen Licht planen. Eine ganz neue Lichtanlage, die auch das Dimmen der Energiesparlampen ermöglichen würde, ist finanziell nicht drin.

Wie der Gemeinde in Osnabrück-Lüstringen geht es vielen anderen Kirchen. Betroffen sind vor allem kleinere Gotteshäuser, die von Kronleuchtern und Lüstern ins rechte Licht gesetzt werden, sagt Christof Hendrich vom Bauamt des Erzbistums Freiburg. Doch auch im Freiburger Münster haben die Verantwortlichen an zwei großen Kronleuchtern Energiesparlampen ausprobiert und sie gleich wieder rausgeschraubt. "Das ist gestalterisch schwierig", sagt Hendrich.

Die großen Kathedralen sind vorbereitet
Weniger Probleme haben andere große Kathedralen in Deutschland: Im Osnabrücker Dom etwa ist schon vor einigen Jahren das Beleuchtungskonzept erneuert worden, wie Dombaumeister Nikolaus Demann berichtet. Die neue Lichtanlage ist computergesteuert und dimmbar, das Licht angenehm. Die verwendeten Halogenleuchten sparen 30 Prozent Energie gegenüber der Glühbirne. Ohnehin haben die Verantwortlichen des Bistums schon vor Jahren eine Energiespar-Offensive ausgerufen. Sachverständige beraten die Gemeinden über Möglichkeiten, ihren Energieverbrauch zu senken. Die Prüfer haben bereits 700 Gebäude analysiert und Energiegutachten erstellt.

Auch der Ingenieur Christian Dahm von der Energieagentur NRW berät Kirchen in Energiefragen. Und hält nichts von dem miesen Ruf, den die Energiesparlampen weithin haben. Kaltes, bläuliches Licht, unattraktive Formen und dann auch noch eine viel kürzere Lebensdauer als versprochen? Manche Hersteller hätten sich mächtig ins Zeug gelegt und eine breite Produktpalette geschaffen, hält er dagegen. "Es gibt für nahezu jede Anwendung eine Alternative", unterstreicht er und verweist auf eine Datenbank der Energieagentur im Internet, in der für jede bisherige Lampenform Alternativen genannt werden.

Bestätigt wird das auch vom Bistum Eichstätt, das 2007 offiziell angekündigt hatte, Vorbild im Klimaschutz zu werden. Die Industrie habe sich auf die Bedürfnisse der Kunden eingestellt, sagt Pressesprecher Norbert Staudt. So gebe es mittlerweile Energiesparlampen, die wie Glühbirnen aussehen. Sie könnten deshalb auch in Lüster in Barockkirchen geschraubt werden, ohne dass die Ästhetik leide.