Wie ein Umweltnetzwerk die ökologische Bilanz von Kirchengemeinden verbessert

Klimaschutz konkret

Der Klimawandel ist weltweit ein zentrales Thema der Politik. Wie das Umdenken in einer Region aussehen kann, zeigt das ökumenische Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel, ein einzigartiges Projekt in Rheinland-Pfalz.

Autor/in:
Marlene Grund und Wolfgang Lucke
 (DR)

Es fehlt nicht an großen Worten, flammenden Appellen und Horrorszenarien, die zur Reduzierung des CO2- Ausstoßes mahnen. Das Anliegen, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, beschäftigt Gipfel und Kongresse, Nationen und Regierungen, Parteien, Wirtschaft und Kirchen.

Die preisgekrönte Initiative des Umweltnetzwerkes ist angetreten, in Kirchengemeinden, kirchlichen Schulen, Heimen und Kindergärten den klimaverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu verbessern. Vor fünf Jahren gegründet, erhielt das Netzwerk in diesem Jahr für sein Projekt "Gemeinsam handeln - Schöpfung bewahren" den mit 3.000 Euro dotierten Umweltpreis des Bistums Trier. Das kirchliche Umweltnetzwerk wurde von der Jury wegen seines "hohen Engagements und seiner Nachhaltigkeit" ausgewählt. Denn es will nicht nur sensibilisieren, Bewusstsein bilden und motivieren, sondern auch praktische Unterstützung geben.

Das Projekt vernetzt derzeit mehr als 100 evangelische und katholische Kirchengemeinden und kirchliche Institutionen, die Stadt Koblenz und den Kreis Mayen-Koblenz. Von den 25 Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Koblenz seien 20 am Netzwerk beteiligt, stellt Superintendent Markus Dröge fest.

"Optimal und bezahlbar"
Neben der Information steht die konkrete Hilfestellung im Vordergrund: sie reicht von der Suche nach einem Anbieter von sauberem Strom über Modernisierung von Kirchenheizungen, die Anlage von Streuobstwiesen auf Kirchenland und Umweltmanagement in Kirchengemeinden bis zur energetischen und baubiologischen Sanierung von kirchlichen Liegenschaften. "Optimal und bezahlbar", lobt Superintendent Dröge die Arbeit des Umweltnetzwerks und streicht heraus, dass "viel bewirkt werden kann".

So etwa in der Kirchengemeinde Mendig. Als dort ein Pfarrerwechsel die Chance bot, das Pfarrhaus unter Vorgaben des Klimaschutzes zu renovieren, fand Presbyterin Melitta Andrijaitis beim ökumenischen Umweltnetzwerk "eine hochprofessionelle Beratung". Das Netzwerk habe Vorschläge zum Einbau dreifach verglaster Fenster und zur besseren Wärmedämmung gemacht, die Heizung wurde von Öl auf Gas umgestellt und Sonnenkollektoren für warmes Wasser installiert, berichtet die Presbyterin. Eine "erfreuliche Bestätigung" war der Umweltpreis, mit dem die Stadt Mendig das ökologische Engagement der Gemeinde honorierte.

Seine Wurzeln hat das Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel in den beiden Lokale-Agenda-21-Bewegungen des Landkreises Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz. Dort waren haupt- und ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiter tätig, die den Anstoß zur Gründung des Netzwerkes gaben. Eine andere Motivation lag in der großen Bedeutung der Kirchen für den Umweltschutz. Wer Kirchen, Kindergärten, Pfarr- und Gemeindehäuser besitzt, kann dort Maßnahmen zur Energieeinsparung und des Klimaschutzes umsetzen, heißt es beim Umweltnetzwerk. Den Kirchen komme eine starke Vorbildfunktion zu.

"Wir sind nachhaltig zusammen unterwegs"
Superintendent Markus Dröge war gemeinsam mit Dechant Eugen Vogt vom Dekanat Koblenz Schirmherr des Umweltnetzwerks. Die Bewahrung der Schöpfung Gottes sei "ein Auftrag, der uns Christen und christlichen Kirchen gemeinsam gegeben ist", sagt Vogt. Für ihn ist das Umweltnetzwerk eine gelungene Form, wie im kirchlichen Raum mit den Fachleuten der Kommunen zusammengearbeitet wird.

Drei Jahre lang wurde das Ökumenische Umweltnetzwerk mit einer Anschubfinanzierung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums gefördert, 16.000 Euro Landesmittel gab es insgesamt. Nachdem die Unterstützung des Landes auslief, konstituierte sich die Initiative am 6. Juli als gemeinnütziger Verein. Neu beigetreten sind zahlreiche Privatpersonen, Kirchengemeinden und Klöster.

Es sei gelungen, das Thema Umweltschutz stärker in die Kirchengemeinden hineinzutragen, stellt Rüdiger Kape fest, Koordinator der Umweltberatung beim Landkreis Mayen-Koblenz. Deshalb seien kirchliche Gruppen im neuen Verein der stärkste Partner. Dass die lokale Initiative an der weltweiten CO2-Bilanz nichts ändern kann, hält Superintendent Dröge "in der Praxis für nicht relevant". Für ihn gibt es keine Alternative zum lokalen Handeln. "Wir sind nachhaltig zusammen unterwegs", so seine Bilanz.