Erzbischof Vigano verbreitet weitere Verschwörungs-Mythen

"Globaler Plan namens Great Reset"

Der umstrittene ehemalige Vatikandiplomat Carlo Maria Vigano veröffentlichte einen weiteren Offenen Brief an Donald Trump. Im Schreiben warnt er vor einer Weltelite. Stimmen aus Rom, den USA und Deutschland warnen vor Viganos Thesen.

Erzbischof Carlo Maria Viganò, ehemaliger Apostolischer Nuntius in den USA / © Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Carlo Maria Viganò, ehemaliger Apostolischer Nuntius in den USA / © Romano Siciliani ( KNA )

Der ehemalige Vatikandiplomat Carlo Maria Viganò zählt seit dem Ende seiner Amtszeit als US-Nuntius zu den schärfsten Kritikern von Papst Franziskus. Seine Äußerungen wurden mehrmals in Zusammenhang mit Verschwörungsmythen gebracht, insbesondere seine Aussagen rund um die Corona-Pandemie.

In dem am Wochenende in mehreren Ländern und Sprachen veröffentlichten Schreiben warnt der frühere Vatikan-Botschafter in den Vereinigten Staaten vor einem "globalen Plan namens Great Reset". Eine Weltelite habe vor, "die gesamte Menschheit zu unterwerfen", so der italienische Geistliche. Zu diesem Zweck würden der Bevölkerung Zwangsmaßnahmen auferlegt, um die individuelle Freiheit drastisch einzuschränken. Ziel sei die Schaffung einer "Gesundheitsdiktatur".

Gebet und Segen für Trump

Wenige Tage vor der US-Präsidenschaftwahl beschreibt Vigano die Auseinandersetzungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abermals als einen Kampf biblischen Ausmaßes: "Kinder des Lichts" kämpften gegen "Kinder der Dunkelheit", die strategische Positionen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens besetzt hätten. Der Erzbischof beendet seinen Brief mit den Worten: "Herr Präsident, Sie wissen genau, dass die USA in dieser entscheidenden Stunde als die Schutzmauer gelten, gegen die der von Befürwortern des Globalismus erklärte Krieg entfesselt wurde." Er bete für Trump und spende ihm angesichts der bevorstehenden Herausforderungen seinen Segen.

Im Mai veröffentlichte Viganò einen Brief, in dem er davor warnt, dass die Pandemie dafür genutzt wird, eine neue Weltordnung zu errichten. Die Deutsche Bischofskonferenz distanzierte sich von Viganòs Thesen. Bischof Gebhard Fürst aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart schreibt, Viganò "spielt mit dem Feuer", wenn er an Verschwörungstheoretiker appelliert. 

Essens Generalvikar Klaus Pfeffer bezeichnet Viganòs Äußerungen als "krude Verschwörungstheorien ohne Fakten und Belege, verbunden mit einer rechtspopulistischen Kampf-Rhetorik, die beängstigend klingt".

Im DOMRADIO.DE-Interview vermutet Vatikanjournalist Christopher Lamb hinter Viganòs Taktieren einen "Angriff auf den Heiligen Stuhl“.

Vigano war von 2011 bis 2016 Apostolischer Nuntius in Washington. 2018 kritisierte er den Umgang von Papst Franziskus mit dem Missbrauchstäter, dem inzwischen aus dem Klerikerstand entlassenen Ex-Kardinal Theodore McCarrick, und forderte den Papst zum Rücktritt auf. Der frühere Nuntius ist einer der schärfsten Wortführer der radikal-konservativen Minderheit in der katholischen Hierarchie.


Quelle:
KNA , DR