Glaubenshüter Fernández bringt Zölibat und Missbrauch in Verbindung

Umstrittene Sichtweise

Eigentlich wollte der vatikanische Glaubenshüter Kardinal Víctor Fernández über Monogamie sprechen. Dann brachte er die Einsamkeit von ehelos lebenden Priestern mit Missbrauch in einen Zusammenhang. Das ist eine umstrittene Verbindung.

Symbolbild Priester alleine in der Kirche, Zölibat / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Priester alleine in der Kirche, Zölibat / © Harald Oppitz ( KNA )

Der oberste katholische Glaubenshüter hat die Ehelosigkeit von Priestern mit Missbrauch in Zusammenhang gebracht. 

Kardinal Victor Manuel Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, bei der Vorstellung des Dokuments "Königin des Friedens" zur Marienverehrung in Medjugorje (Bosnien und Herzegowina), am 19. September 2024 im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Victor Manuel Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, bei der Vorstellung des Dokuments "Königin des Friedens" zur Marienverehrung in Medjugorje (Bosnien und Herzegowina), am 19. September 2024 im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Ein Priester könne nicht erwarten, sein Gefühl der Einsamkeit durch eine andere Person zu füllen, so Kardinal Víctor Fernández bei der Vorstellung eines Vatikanpapiers zu Monogamie am Dienstag im Vatikan. Daraus entstünden auch Missbräuche.

Psychologische Probleme auf andere Weise lösen

"Mein Gefühl der Leere, der Einsamkeit, meine psychologischen Probleme muss ich auf andere Weise lösen", so der argentinische Kurienkardinal. Zölibatäre müssten andere Wege suchen, nicht eine andere Person, die diese Bedürfnisse befriedigen könne.

Die Frage einer Verbindung zwischen verpflichtender Ehelosigkeit und Missbrauch in der katholischen Kirche ist umstritten. Einige Experten sehen den Zölibat als Risikofaktor, andere sehen einen Zusammenhang als nicht erwiesen an. Fernández leitet mit der Glaubensbehörde jene Vatikaninstitution, die für die Untersuchung von Missbrauchsfällen und die Bestrafung der Täter aus dem Klerus zuständig ist.

Gleichgeschlechtliche Partner und Monogamie

Fernández äußerte sich im Zusammenhang mit dem Fehlen der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften im neuesten Monogamie-Papier des vatikanischen Glaubensdikasteriums. Die lehramtliche Note fordert Partner in einer katholischen Ehe zur Monogamie auf. Weil es sich bei dem erörterten Thema um eine Ehe nach katholischer Auffassung handele, bespreche das Dokument die Partnerschaft ausschließlich zwischen einer Frau und einem Mann, so Fernández.

Das bedeute jedoch nicht, dass es in anderen Kontexten keine Werte gebe und der Inhalt des Dokuments nicht auch für andere Formen von Verbindungen gelten könne, sagte der Kardinal. Tugenden wie Geduld oder Respekt gälten auch für eine Beziehung zwischen Freunden und in anderen Beziehungsformen. Was über den Respekt der Männer gegenüber Frauen gesagt werde, gelte auch für Ehelose.

Dikasterium für die Glaubenslehre

Geschichtliches Profil

Papst Paul III. errichtete 1542 eine Kommission von sechs Kardinälen mit dem Auftrag, über Glaubensfragen zu wachen (Bulle Licet ab initio vom 21. Juli 1542). Diese Kommission mit dem Namen Römische und Allgemeine Inquisition diente zu Beginn ausschließlich als Gericht für Fälle von Häresie und Schisma.

Ab 1555 erweiterte Paul IV. ihren Tätigkeitsbereich um die Beurteilung verschiedener moralischer Fragen.

Hinweisschild zum Dikasterium für die Glaubenslehre / © Paul Wuthe/Kathpress (KNA)
Hinweisschild zum Dikasterium für die Glaubenslehre / © Paul Wuthe/Kathpress ( KNA )
Quelle:
KNA