Gesualdos geistliche Musik gibt bis heute Rätsel auf

Gläubig oder wahnsinnig?

Mord, Eifersucht, Seelenqual: Carlo Gesualdo gehört zu den mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Die düstere Tonsprache mit Dissonanzen und Rückungen passt perfekt zur Fastenzeit. Die Werke erklingen bis heute im Gottesdienst.

 © Vladimir Sazonov (shutterstock)

Eigentlich bleibt Gesualdo stilistisch in der Renaissance und komponierte nicht im damals aufkommenden Stil des Frühbarock. Aber er dehnte die damals übliche Harmonik bis aufs äußerste, setzte viele chromatische Wendungen ein, führte einzelnen Stimmen sehr ungewöhnlich, so dass seine Musik bis heute mehr als ungewöhnlich klingt. Mit den krassen harmonischen Wendungen wollte er den oftmals sehr düsteren Text musikalisch treffend ausdrücken. 

Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Da er als Adeliger nicht auf eine Anstellung als Musiker angewiesen war und eigentlich nur für sich komponierte, erlaubt er sich viele Freiheiten. Sein unorthodoxer Kompositionsstil bildete sich schon früh heraus, er erlernte ihn wohl am Hof von Ferrara, der damals führend bei moderner Musik war.

Starker musikalischer Ausdruck

Vom Gemüt her eher düster veranlagt, zeigen sich auch seine Werke häufig abgründig. Er ging bis an die Grenzen der damaligen Harmonie, experimentierte viel mit scharfen Dissonanzen und fordert bis heute die Sänger mit zahlreichen nur schwer singbaren Passagen in seinen Werken. Das gilt nicht nur für seine Kirchenmusik, sondern auch für seine weltlichen Gesänge, den Madrigalen.

1566 in Neapel geboren, wurde Don Carlo Gesualdo Fürst von Venosa. Trotz seiner adeligen Herkunft komponierte er Zeit seines Lebens.

Adeliger mit mörderischer Wut

Überschattet wurde sein Leben vom Mord an seiner Frau und deren Liebhaber. Gesichert scheint heute, dass er selbst seine untreue Ehefrau samt Liebhaber umbrachte, als er sie auf frischer Tat ertappte.

Jahrelang musste er sich anschließend verstecken, um nicht Rache-Anschlägen der Familie seiner verstorbenen Ehefrau zum Opfer zu fallen. Die bedrängte Situation hielt ihn allerdings nicht davon ab, geistliche und weltliche Chorwerke zu schreiben.

Viele Legenden haben sich im Laufe der Jahrhunderte um diesen besonderen Komponisten gebildet - etwa die nicht korrekte Anekdote, dass er erst nach dem Mord angefangen habe zu komponieren, um seine Schuldgefühle und gewalttätigen Gedanken zu kanalisieren.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend ab 20 Uhr Werke von Gesualdo zur Fastenzeit und Karwoche als Wiederholung einer Sendung vom 01.03.2020.

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR