Gericht spricht Scientology in Frankreich wegen Betrugs für schuldig

Verurteilt, aber nicht verboten

Ein Pariser Gericht hat die Scientology-Organisation in Frankreich und führende ihrer Mitarbeiter des bandenmäßigen Betrugs für schuldig befunden. Die Richter verhängten am Dienstag Bewährungs- und Geldstrafen gegen führende Mitglieder der Organisation. Scientology darf aber weiter in Frankreich tätig bleiben.

 (DR)

Die Anwälte der Organisation kündigten Berufung gegen das Urteil an. Die höchste Strafe erhielt laut Bericht Scientology-Führungsmitglied Alain Rosenberg; er wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 30.000 Euro Geldbuße verurteilt.

Drei weitere Mitglieder erhielten bis zu 18 Monaten auf Bewährung und Geldbußen. Zwei Scientology-Unterorganisationen, das "Celebrity Center" und die Buchhandlung, wurden zu 400.000 Euro und 200.000 Euro Geldstrafe verurteilt.

Mitgliedern fünfstellige Geldsummen abgenommen
Der Organisation wird vorgeworfen, Mitgliedern unter Ausnutzung ihrer Verwundbarkeit fünfstellige Geldsummen abgenommen zu haben. In dem Urteil heiße es, die Methoden der Organisation stellten einen Straftatbestand dar, so "France Info". Allerdings dürfe Scientology bei besserer Beaufsichtigung weiter tätig sein. Ein Verbot hätte als mögliche Folge gehabt, dass die Organisation ihre Tätigkeit im Verborgenen fortsetze.

In dem Verfahren war neun Jahre ermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft forderte die Auflösung von Scientology und Geldstrafen von bis zu vier Millionen Euro. Eine Auflösung war allerdings wegen eines gesetzgeberischen Irrtums nicht möglich. Die Möglichkeit, Organisationen wegen Betrugs aufzulösen, war wenige Wochen vor Prozessauftakt im Mai versehentlich aus dem Strafgesetzbuch gestrichen worden. Scientology-Gegner äußerten den Verdacht der Manipulation.