In Frankreich beginnt ein Prozess gegen Scientology

Bandenmäßiger Betrug?

In Paris hat am Montag ein Prozess gegen die Scientology-Organisation begonnen. Angeklagt sind sieben führende Mitglieder und zwei Scientology-Vereinigungen, wie der Rundfunksender "France Info" berichtete. Ihnen wird bandenmäßiger Betrug und illegale medizinische Betätigung vorgeworfen. Im Fall einer Verurteilung droht Scientology die Auflösung.

 (DR)

Dem Prozess voraus gingen neun Jahre dauernde Ermittlungen. Geklagt hatten zwei ehemalige Scientology-Mitglieder. Drei weitere Klagen wurden laut Medienberichten zurückgezogen, nachdem Scientology mit den Klägern eine finanzielle Einigung erreicht hatte. Eine von Scientology zunächst angekündigte Pressekonferenz vor Prozessauftakt sei kurzfristig abgesagt worden, berichtete "France Info".

Die Staatsanwaltschaft erklärte schon vor Verfahrensbeginn, sie sei für eine Einstellung des von einem Untersuchungsrichter eingeleiteten Verfahrens. Die Angeklagten würden nur wegen ihrer religiösen Überzeugungen verfolgt und hätten keinen persönlichen Vorteil aus ihrem Handeln gezogen. Das Verfahren soll laut der Tageszeitung "Le Monde" bis zum 17. Juni dauern.

Scientology steht damit als Organisation zum zweiten Mal in Frankreich vor Gericht. 2003 war sie vom Vorwurf des Betrugs freigesprochen worden. Sie wurde damals aber wegen Verstoßes gegen die Datenschutzbestimmungen verurteilt. Bereits in den 1990er Jahren wurden führende Scientology-Mitglieder sowohl in Lyon als auch in Marseille wegen Betrugs verurteilt.