Georg Häfner wird seliggesprochen

Eine Würdigung für alle NS-Verfolgten

In Würzburg wird am Sonntag der im KZ Dachau umgekommene Märtyrer-Priester Georg Häfner seliggesprochen. Der Papst hatte Häfner 2009 offiziell als Märtyrer anerkannt. Häfner war wegen seines unbeirrten Eintretens für die Kirche im Oktober 1941 verhaftet worden und starb wenig später im KZ.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

"Es ist vom Herrgott bestimmt, dass ich den Kreuzweg weiter gehe. Am Donnerstag komme ich wahrscheinlich nach Dachau." Georg Häfner schrieb diese Zeilen am 9. Dezember 1941 kurz vor seiner Einlieferung. Gut neun Monate später, am 20. August 1942 um 7.20 Uhr, war der Priester tot. Gestorben im Konzentrationslager, an Krankheit, Unterernährung und Misshandlung. Sein unbeirrtes Eintreten für die Kirche in der NS-Zeit hatte ihn dorthin gebracht. Nun wird der ehemalige KZ-Häftling mit der Nummer 28876 am 15. Mai im Würzburger Kiliansdom seliggesprochen.



Es ist die erste Feier dieser Art, die im Bistum Würzburg stattfindet. Zugleich ist Häfner nach Liborius Wagner (1593 bis 1631), der 1974 zur Ehre der Altäre erhoben wurde, der zweite Selige nach 1945. Zu der Feier am 15. Mai werden mehr als 2.000 Gläubige erwartet. Seit Dezember bereitet sich das Bistum unter dem Motto "einfach.gläubig.konsequent" auf den großen Tag vor. Neben einer Predigtreihe, Gottesdiensten an den Wirkungsorten Häfners und einer Wanderausstellung bekam der künftige Selige sogar eine eigene Facebook-Seite.



"Wir sprechen einen Mann aus dem Gottesvolk selig, der einfach, gläubig und konsequent gelebt hat", sagt der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom als Leiter der Vorbereitungskommission für die Seligsprechung. Häfner wurde am 19. Oktober 1900 in einfachen Verhältnissen in Würzburg geboren. Der Dritte Orden vom Berge Karmel prägte ihn spirituell, seit seiner Kindheit hatte er Kontakt zum Karmelitinnenkloster in Himmelspforten. Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg begann Häfner im Wintersemester 1919/20 das Theologiestudium in Würzburg.



Für den Glauben eingestanden

Am 13. April 1924 empfing er die Priesterweihe. Es folgten Kaplansjahre in Motten, Goldbach, Mürsbach und Altglashütten, bevor Häfner Pfarrer von Oberschwarzach wurde. Als zurückgezogen, konzentriert auf das Gebet erlebte ihn seine Gemeinde. Im Schulunterricht soll er jedoch gegenüber Kindern gelegentlich handgreiflich geworden sein, wie das Bistum selbst in der Vorbereitung thematisierte. Trotzdem werde er seliggesprochen - eine Ermutigung, da kein Mensch perfekt sei, findet der Weihbischof.



"Georg Häfner steht für viele Menschen, die in der NS-Zeit für den Glauben einstanden und litten", so Boom. In Oberschwarzach geriet der Pfarrer bald in Konflikt mit dem NS-Regime, wie aus seiner Gestapo-Akte hervorgeht. Er verweigerte den Hitler-Gruß, am 9. Juni 1938 wurde vom "Oberhetzer Pfarrer Häfner" gesprochen.



Die staatlichen Behörden verboten dem Priester schließlich, Religionsunterricht zu halten. Als Häfner dann auf der Beerdigung eines Oberforstwarts verkündete, dass dieser seine zweite, staatliche Ehe auf dem Sterbebett für ungültig erklärt hatte, war das Maß voll. Der Ortsgruppenleiter forderte "nun hier einmal zuzupacken". Die Verhaftung des Pfarrers als politischer Gefangener erfolgte am 31. Oktober 1941. Der Vorwurf: "staatsabträgliches Verhalten".



Antrag 1985

"Häfner hätte überleben können, wenn der Stubenälteste mutiger gewesen wäre", erinnert sich Hermann Scheipers. Der Priester war sein Leidensgenosse im Konzentrationslager, Block 26, Stube 3. Der überzeugte Kommunist hätte melden müssen, dass der Geistliche krank sei, so der heute 97-jährige Scheipers. "Ich kann mich noch erinnern, wie Pfarrer Häfner weinend vor Schmerz am Tisch saß." In der Nacht darauf sei er gestorben. Am 18. September 1942 wurde Häfners Urne auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.



Am 9. Dezember 1982 überführte sie der damalige Bischof Paul-Werner Scheele in die Kiliansgruft des Neumünsters. Seit 2007 erinnert ein Stolperstein am Eingang der Krypta an Häfner. Die Dachauer Priestergemeinschaft und der Priesterverein der Diözese Würzburg stellten 1985 den Antrag auf Seligsprechung, 2009 erkannte Papst Benedikt XVI. Häfner offiziell als Märtyrer an. Eine Würdigung der NS-Verfolgten sieht Scheipers in der bevorstehenden Seligsprechung. Auch er will am 15. Mai nach Würzburg kommen.