Generalvikar spricht in Landtagsausschuss zu Missbrauchsfall

Meldekette hat nicht funktioniert

Der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg hat den Landtagsausschüssen für Bildung und Soziales im Saarland Rede und Antwort gestanden. Es ging dabei um den Missbrauchskomplex rund um den Priester Edmund Dillinger.

Ulrich Graf von Plettenberg / © Helmut Thewalt (dpa)
Ulrich Graf von Plettenberg / © Helmut Thewalt ( dpa )

Er sei zutiefst erschrocken über das Ausmaß des Falls, das Dunkelfeld müsse erhellt werden, teilte von Plettenberg auf Anfrage nach der Ausschusssitzung mit.

Er betonte: "Dies kann nicht durch das Bistum selbst passieren, das selbst beschuldigt wird, dieses unendliche Leid für viele Betroffene durch bewusste Unachtsamkeit und krasses Fehlverhalten mitverantworten zu müssen."

Unabhängige Aufarbeitung und Aufklärung nötig

Es brauche vielmehr eine unabhängige Aufarbeitung und Aufklärung. Dabei müssten besonders "die Betroffenen von den Verbrechen des Herrn Dillinger, die Verantwortlichen beziehungsweise Verantwortungsstrukturen des Bistums, sowie weitere, bisher unbekannte Verzweigungen des Falls" in den Blick genommen werden, so von Plettenberg.

Der Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Der Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er koordiniert für das Bistum die Aufarbeitung in dem Fall. Das Handeln des Bistums in dem Fall stieß zunächst auf Kritik.

Das saarländische Bildungsministerium befasst sich mit dem Thema, weil Dillinger von 1979 bis 1999 als Religionslehrer an einer Schule in Saarlouis tätig war - obwohl es bereits Anfang der 1970er Jahre Hinweise auf sexualisierte Gewalt gegeben hatte.

Meldekette hat nicht funktioniert

Das Bildungsministerium hatte die Diözese scharf kritisiert, weil es nicht über die Vorgeschichte Dillingers informiert worden sei.

Leerer Stuhl in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Leerer Stuhl in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

Von Plettenberg sagte nun, er habe sich in der vergangenen Woche bei Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) entschuldigt, dass in dem konkreten Fall von Seiten des Bistums die Meldekette nicht funktioniert habe. Künftig solle es ein abgesprochenes transparentes Meldeverfahren in Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdungen geben.

Intern habe das Bistum seit Jahren Regeln. Dazu zählten etwa regelmäßige Präventionsschulungen, institutionelle Schutzkonzepte und Meldeverfahren mit Strafverfolgungsbehörden. Nach außen, auch gegenüber der Schulbehörde, brauche es weitere Instrumente. Als einen ersten Schritt nannte er die Überprüfung der laufenden Gestellungsverträge auf Verdachtsfälle bezüglich Kindeswohlgefährdung.

Pornografisches Material im Nachlass gefunden

Der 2022 gestorbene Priester Edmund Dillinger soll jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht haben. In seinem Nachlass wurden Hunderte pornografische Fotos und Diafilme gefunden.

Inzwischen ermitteln die Staatsanwaltschaften Mainz und Saarbrücken.

Die Aufarbeitungskommission im Bistum befasst sich mit dem Fall; die Landesregierung im Saarland hat eine Meldestelle für Betroffene eingerichtet.

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
KNA