Generalsekretär des Zentralrats der Juden angepöbelt

Erneut antisemitischer Übergriff

In Berlin hat es erneut einen antisemitischen Übergriff auf einen jüdischen Repräsentanten gegeben. Wie der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stefan J. Kramer, am Donnerstag bestätigte, wurde er am Mittwochnachmittag im Beisein seiner beiden Kinder auf dem Heimweg von der Synagoge von einem Mann bedroht. Erzbischof Woelki verurteilte den Vorgang umgehend.

 (DR)

Nach Angaben der Berlin Polizei liegen Anzeigen zweier Männer vor, die sich gegenseitig wegen Bedrohung angezeigt haben. Über den Verlauf könne derzeit noch keine Aussage gemacht werden, so ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Polizei habe die Ermittlungen aufgenommen.



Nach Kramers Angaben dauerten die Pöbeleien rund 15 Minuten. Medienberichte, nach denen er eine Pistole gezogen habe, wies er als "blanken Unsinn" zurück. Er habe den Täter darauf hingewiesen, dass er Waffenträger sei, um ihn von einem tätlichen Angriff abzuhalten. "Der Mann drohte uns und ließ uns verstehen, dass er zugeschlagen hätte, wenn die Kinder nicht dabei gewesen wären", erklärte der Generalsekretär. Dies habe ihn veranlasst, auf die Waffe hinzuweisen. "Offensichtlich fühlte sich der Täter durch das sichtbare jüdische Gebetsbuch und meinen Bart provoziert", so Krämer.



Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki veruteilte gegenüber der Bild-Zeitung die Tat. Es sei "unerträglich, dass sich ein solcher antisemitischer Vorfall erneut" in Berlin ereignet hat.



Staat Israel schaltet sich ein

Der Staat Israel verurteilte den "verbalen Angriff" aufs Schärfste. "Die Drohungen gegen ihn sind nur der jüngste Vorfall einer Reihe antisemitischer Angriffe in den vergangenen Wochen, darunter der tätliche Angriff auf Rabbiner Daniel Alter im August in Schöneberg und die Pöbeleien gegen eine Gruppe jüdischer Schülerinnen auf dem Schulweg", heißt es in einem Pressestatement der israelischen Botschaft in Deutschland. Israel habe aber vollstes Vertrauen in die rechtsstaatlichen Institutionen und sei sich sicher, dass "diese dafür Sorge tragen werden, dass solche Vorkommnisse sich nicht wiederholen und jüdisches Leben in Sicherheit gewährleistet ist".



Levi Salomon vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus zeigte sich auf dapd-Anfrage "tief bestürzt". Der Vorfall zeige, dass der Antisemitismus in Deutschland zunehme und sich Juden nicht unbedingt sicher fühlen könnten. "Wir brauchen dringend eine ernsthafte Diskussion über dieses Problem", sagte er.



Berliner Politiker stellten sich ebenfalls hinter Kramer. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), betonte, dass sich Berlin "gegen jede Form von Intoleranz und Gewalt" wende. "Wer gegen diesen Grundkonsens verstößt, muss mit den entsprechenden strafrechtlichen Konsequenzen rechnen", so Wowereit.



Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Senat, Ramona Popp, und deren religionspolitische Sprecherin, Susanna Kahlefeld, verurteilten den Vorfall. "Jüdisches Leben muss in unserer Stadt öffentlich und sichtbar sein können, ohne dass Menschen Angst vor antisemitischen Übergriffen haben müssen", heißt es in einem Statement.