Evangelische Kirchen mehrheitlich für Präsenzgottesdienst

Gemeinden sollen entscheiden

Die Evangelischen Landeskirchen wollen mehrheitlich Weihnachtsgottesdienste unter strengen Auflagen feiern - mit Ausnahmen. Das letzte Wort haben aber die Gemeinden.

Gottesdienst am ersten Advent in der Philippuskirchgemeinde Lohmen / ©  Rainer Oettel (epd)
Gottesdienst am ersten Advent in der Philippuskirchgemeinde Lohmen / © Rainer Oettel ( epd )

Trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen werden in vielen christlichen Gemeinden an Heiligabend Präsenzgottesdienste unter strengen Hygieneregeln stattfinden können. Hygienekonzepte mit Mindestabständen, Mund-Nasen-Schutz, Gesangsverbot und vielerorts auch Anmeldepflicht sollen das Ansteckungsrisiko für eine Corona-Infektion minimieren, teilten die evangelischen Landeskirchen mehrheitlich am Mittwoch mit. Diese sind nach einer Vereinbarung zwischen Religionsvertretern und dem Bund die Voraussetzung dafür, dass überhaupt Gottesdienste stattfinden dürfen. Ähnliche Regeln gelten in vielen Gemeinden seit Monaten.

Gemeinden sollen über Präsenzgottesdienste entscheiden

Eine Mehrheit der 20 evangelischen Landeskirchen sprach sich am Mittwoch dafür aus, Gottesdienste an Heiligabend und Weihnachten stattfinden zu lassen, wie Anfragen des Evangelischen Pressedienst (epd) ergaben. Ausnahmen sind bislang die Evangelische Kirche von Westfalen und die lippische Landeskirche, wo Gemeinden aufgerufen sind, bis zum 10. Januar auf Gottesdienste zu verzichten. Die sächsische Landeskirche äußerte sich ebenfalls vorsichtig. Gemeinden müssten abwägen. Was möglich sei, müsse nicht voll ausgeschöpft werden, hieß es in einer Mitteilung von Mittwoch. Sachsen verzeichnet derzeit sehr hohe Inzidenzen bei Neuinfektionen mit dem Coronavirus.

In der mitgliederstärksten evangelischen Landeskirche, der Landeskirche Hannover, bleibe man bei der Linie, Gottesdienste mit Besuchern am Heiligabend nicht abzusagen, teilte die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mit. Die 20 Evangelischen Landeskirchen hatten verabredet, die Entscheidung über Präsenzgottesdienste den einzelnen Gemeinden zu überlassen. So sprachen sich mehrere leitende Geistliche, darunter der rheinische Präses Manfred Rekowski, für diese Lösung aus. Aber es gebe nicht den einzig richtigen Weg, betonte er.

Im Zweifel Gottesdienste eher absagen

In der hessen-naussauischen, der pfälzischen, der badischen und der württembergischen Kirche gilt Vergleichbares. Auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) überlässt die Entscheidung über Präsenzgottesdienste den Gemeinden. Der freiwillige Verzicht auf Gottesdienste könne auch ein "verantwortliches Signal der Solidarität" sein, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung.

Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, betonte die hohe Verantwortung der Gemeinden vor Ort. Sie habe großes Verständnis, wenn Gemeinden ihre Präsenzgottesdienste an Weihnachten absagen, sagte sie in einer Videobotschaft an die Gemeinden. Im Zweifel sollten Gottesdienste eher abgesagt werden.

Präsenzgottesdienst keine Voraussetzung für Weihnachtsbotschaft

Nach Einschätzung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerischen Landesbischofs, Heinrich Bedford-Strohm, sind Präsenzgottesdienste keine Voraussetzung für die Verbreitung der christlichen Weihnachtsbotschaft, doch auch in Bayern sind Gottesdienste zu Weihnachten möglich. Bedford-Strohm hatte bereits am Dienstag auf Facebook mitgeteilt, dass man sich aber an die Ausgangssperre in Bayern halten werde. Damit entfallen
traditionelle Christmetten in der Weihnachtsnacht. Die katholischen Bistümer hingegen hatten Ausnahmen für die Christmetten gefordert. Im benachbarten Baden-Württemberg werden Ausnahmen für Christmetten von der Ausgangssperre gemacht, und auch in Hessen wird an Heiligabend der Beginn der Ausgangssperre in betroffenen Kommunen auf 24 Uhr verschoben.

Der Bund-Länder-Beschluss von Sonntag hatte zu einer erneuten Diskussion darüber geführt, ob Gottesdienste abgesagt werden müssen. Das Angebot von Gottesdienstübertragungen im Fernsehen und Radio sowie im Internet wurde bereits ausgeweitet.


Quelle:
epd