Gemeinden im Erzbistum stehen vor tiefgreifenden Umstrukturierungen

Wandel gestalten - Glauben entfalten

Nichts bleibt wie es ist. Die Pfarrgemeinden der Katholischen Kirche im Erzbistum Köln stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Gemeinden müssen fusionieren, Pfarrgemeinderäte werden aufgelöst und zusammengelegt. Im Erzbistum Köln finden in diesen Monaten immer wieder Pfarrversammlungen statt, auf denen die Veränderungen diskutiert werden. Verantwortliche aus dem Generalvikariat fahren in die Gemeinden, um die Pläne zu erläutern. Annemarie Habermann hat Elisabeth Pitsch vom Kölner Generalvikariat zu einer Pfarrversammlung nach Leverkusen begleitet.

 (DR)

Bei aller Skepsis konnten die Teilnehmer dort auch mutmachende Erfahrungsberichte aus bereits fusionierten Gemeinden hören. Vor den Kopf gestoßen fühlen sich von der Reform vor allem einige Mitglieder der bisherigen Pfarrgemeinderäte. In anderen Gemeinden äußerten Kirchenvorstände die Befürchtung, dass die zentrale Verwaltung Ehrenamtliche zeitlich, wie fachlich überfordern könnte.

Neue Strukturen
Statt des Wahlamtes im Pfarrgemeinderat sollen nach der Reform "Fachkundige aus Interesse"  in Orts- und Sachausschüssen Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass "die Kirche im Dorf lebendig" bleibt. Das erläuterte Prälat Hans-Josef Radermacher auf einer Sitzung des Diözesanpastoralrates im vergangenen Jahr.

Die Strukturreformen wurden notwendig, da sich die Zahl der Priester drastisch verringern wird und auch die Gemeinden vor Ort sich verändern. Gab es 2005 noch 568 Priester im Erzbistum Köln, werden es 2030 weniger als 300 sein, die meisten älter als sechzig.

Kardinal Meisner und Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp haben das Projekt "Wandel gestalten - Glauben entfalten" im Oktober 2007 offiziell vorgestellt. Ausgangspunkt war die Frage, "wie es uns gelingen kann, die Strukturen so zu entschlacken, dass auch bei weniger werdenden Priestern und pastoralen Mitarbeitern Seelsorge gelingen kann, so Meisner. "Wie müssen unsere strukturellen Rahmenbedingungen aussehen, dass wir heute Christus berührbar machen können?" fragte  der Kardinal 2007 in einer Sondersitzung des Priesterrats.

Fusion oder Gemeinschaft?
Nach dem im Generalvikariat entwickelten Konzept der Strukturreform müssen die Gemeinden jetzt entscheiden, ob sie bis 2011 mit ihren Nachbargemeinden im Seelsorgebereich eine Pfarreiengemeinschaft bilden wollen oder ganz zu einer Einheit fusionieren.

Unabhängig von dieser Entscheidung erhält jeder der zukünftig nur noch 180 Seelsorgebereiche des Kölner Erzbistums ab 2009 einen kanonischen Pfarrer, der das Seelsorgeteam leitet und wählt 2009 einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat.

Entscheiden sich die Gemeinden für eine Pfarreiengemeinschaft bleiben die Kirchenvorstände in jeder Gemeinde bestehen. Ihre Einrichtungen, wie zum Beispiel Kindergärten oder Pfarrheime, und die damit verbundene Personalverantwortung übertragen sie an einen Kirchengemeindeverband, der die Verwaltung übernimmt.

Seelsorge im Team
Die Reform wurde auch von Pfarrern angestoßen. Vor allem Pfarrer, die für mehrere Gemeinden zuständig sind, fühlten sich durch die alten Strukturen überlastet, berichtet Generalvikar Schwaderlapp. Doch auch die Gemeindepfarrer stehen vor großen Veränderungen, wenn sich die Strukturen der Gemeinde radikal ändern und sie in Zukunft als Mitglied eines Seelsorgeteams arbeiten werden.

Arbeiten in einem Seelsorgebereich zwei kanonische Pfarrer, muss einer der beiden auf seine Ernennung verzichten und wird zum Pfarrvikar, oder er wird in eine andere Gemeinde versetzt. In der Chrisammesse verwies Kardinal Meisner die Pfarrer auf die Bruderschaft der Priester: "Wir sind als Priester untereinander nicht Kollegen oder Nachbarn oder gar Konkurrenten, sondern wir sind Brüder." und weiter führte der Kardinal aus: "Für unsere Gemeinden selbst wäre solch ein gemeinsames Wirken der Priesterschaft eine große Freude und brächte ihnen einen wirklich geistlichen Gewinn. Benachbarte Gemeinden würden sehen, was ein Priesterkollegium in ihrer Mitte lebt und wirkt."