Gemeinde in Herten geht mit "Segenstankstellen" neue Wege

Kreativ gegen den Sternsinger-Mangel

Gemeinden beklagen zu wenige Sternsinger, also Kinder, die von Haus zu Haus ziehen, für Kinder in Not sammeln und den Segen erteilen. Gründe für den Sternsingermangel gibt es einige - da heißt es als Gemeinde, kreativ zu werden.

Sternsinger auf dem Wochenmarkt in Herten / © Michaela Kiepe (Bistum Münster)
Sternsinger auf dem Wochenmarkt in Herten / © Michaela Kiepe ( Bistum Münster )

DOMRADIO.DE: Haben auch Sie mit sinkenden Sternsinger-Zahlen zu kämpfen? 

Oliver Berkemeier / © Michaela Kiepe (Bistum Essen)

Oliver Berkemeier (Pastoralreferent St. Antonius, Herten): Ja. Vor der Corona-Pandemie waren es teilweise 40 Sternsinger in einem Patronat. Jetzt rechnen wir mit 40 insgesamt, was aber zum letzten Jahr eine Steigerung ist. Daher würde ich sagen, wir sind wieder auf dem aufsteigenden Ast. 

DOMRADIO.DE: Einige Gemeinden können den Service von Sternsingern gar nicht mehr anbieten. Gehen bei Ihnen die Sternsinger noch von Haus zu Haus? Und wie haben sie das organisiert? Haben Sie Listen ausgelegt? 

Berkemeier: Ja, es gibt eine ausgelegte Liste, es gibt auch keine Bestands-Listen mehr. Also es müssen sich alle neu eintragen, informieren darüber auch alle möglichen Pressestellen, damit die Leute davon auch wissen. Denn das können wir auch nicht stemmen, dass wir alle besuchen. Die Leute können sich auch digital eintragen, dann müssen wir das nicht abtippen. 

DOMRADIO.DE: Im vergangenen Jahr haben Sie sich etwas Neues einfallen lassen: Segens-Tankstellen. Was muss ich mir darunter vorstellen, wie läuft das ab? 

Berkemeier: Segenstankstellen sind eine Möglichkeit, sich den Segen abzuholen. Also die Sternsinger selber gehen nicht mehr von Tür zu Tür, sondern gehen an belebte Orte, wo sich Menschen treffen. Sie singen dort und geben den Leuten den Segen. Im Gegenzug können sie den Sternsingern etwas spenden. 

DOMRADIO.DE: Da kann dann im Prinzip jeder hinkommen?

Oliver Berkemeier

"Wir erreichen mit Segenstankstellen eine ganz andere Zielgruppe."

Berkemeier: Wir veröffentlichen die Orte, wo die Segenstankstellen sind. Bei uns in Herten gibt es am Freitag den Markt in der Innenstadt und dann noch in zwei Einkaufszentren am Samstag. Die Kinder machen das gerne, aber laufen tun sie lieber. 

Gleichzeitig erreichen wir eben eine ganz andere Zielgruppe damit, so dass wir vor Ort auch die Online-Spendenaktion, die die Sternsinger anbieten, per QR-Code veröffentlichen. Denn wir gehen davon aus, dass die Zielgruppe, die samstags einkaufen geht, vielleicht gar nicht mehr die Zielgruppe ist, die so Bargeld-affin ist, also gar kein Bargeld dabei hat. Dementsprechend können auch die dann online spenden. 

DOMRADIO.DE: Wie waren die Reaktionen im vergangenen Jahr? Auf dem Wochenmarkt sind ja durchaus Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben. 

Berkemeier: Sie wurden überall positiv aufgenommen. Wir haben ein paar Segens-Tankstellen sein gelassen, weil es an manchen Orten tatsächlich kein Sinn mehr ergeben hätte. In der Einkaufszone sind die Leute nur dran vorbeigegangen. 

Der Wochenmarkt bietet eher noch ein entschleunigtes Einkaufen. Und bei Kindern in Kostümen werden jedes Jahr aufs Neue die Herzen erwärmt. 

DOMRADIO.DE: Wenn die Sternsinger-Aktion beendet ist, gibt es noch einen großen Gottesdienst, wo alle zusammenkommen?

Berkemeier: Genau. Es gibt einen großen Dank-Gottesdienst am Sonntag, verbunden mit dem Neujahrsempfang in unserer Pfarrei. 

Das Interview führte Oliver Kelch.

Sternsinger

An der Aktion Dreikönigssingen nehmen jedes Jahr bundesweit mehr als 300.000 Sternsinger teil. Es ist die weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder in Not. Jeweils um das Dreikönigsfest am 6. Januar herum ziehen Mädchen und Jungen als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Spenden für ihre Altersgenossen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

Sternsinger unterwegs / © Waldemar Manfred Seehagen (shutterstock)
Sternsinger unterwegs / © Waldemar Manfred Seehagen ( shutterstock )
Quelle:
DR