In Gelsenkirchen wurde die diesjährige Adveniat-Aktion eröffnet

"Wir haben die Verantwortung für diese Erde"

Mit einem Festgottesdienst ist am Sonntag in Gelsenkirchen die diesjährige bundesweite Weihnachtsaktion der katholischen Kirche eröffnet worden. Der Vorsitzende des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks, Bischof Felix Genn, rief in seiner Predigt in der Propsteikirche Sankt Augustinus zum Einsatz gegen Armut und Elend in Lateinamerika auf. "Wir haben die Verantwortung für diese Erde", so der Essener Bischof

 (DR)

Die Adveniat-Aktion stellt unter dem Motto "Gott wohnt in ihrer Mitte" die Großstadtseelsorge in den Metropolen Mittel- und Südamerikas ins Zentrum. In den kommenden Wochen sind mehr als 100 Veranstaltungen zum Thema geplant. Höhepunkt ist die Spendensammlung in allen Gemeinden an Weihnachten.

Christen hätten die Aufgabe, weltweit "wachsam und höchst sensibel zu sein für die Ausbeutung und das Elend der Menschen", so Genn.  "Deshalb können Christen sich nicht mit Betrügereien abfinden, nicht mit Spekulationsgeschäften auf Kosten anderer, und seien sie auch globaler Natur." Die Leidtragenden seien immer die Armen. Adveniat helfe dank der Spenden aus Deutschland der Kirche in Lateinamerika, den Schutz der Armen zu gewährleisten, so der Adveniat-Vorsitzende.

An dem zum Teil auf Spanisch gehaltenen Gottesdienst nahmen auch der stellvertretende Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luiz Soares Vieira von Manaus, der brasilianische Bischof Alfons Schaffler von Piaui sowie zahlreiche Priester und Ordensleute aus lateinamerikanischen Ländern teil. Für die Bundesregierung war die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Karin Kortmann (SPD), dabei. Nordrhein-Westfalen wurde durch Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) vertreten.

"Gerechtigkeit und Menschenwürde bleiben auf der Strecke"
Erzbischof Soares verdeutlichte in einer Ansprache die Not in den Großstädten Lateinamerikas. Sie seien geprägt vom Unterschied zwischen Arm und Reich. "Gerechtigkeit und Menschenwürde bleiben auf der Strecke." Es sei eine besondere Herausforderung für die Kirche, die Hoffnung der armen Menschen auf Solidarität zu erfüllen, so Soares.

Die Megastädte in Mittel- und Südamerika wie Mexiko-City oder das brasilianische Sao Paulo wachsen laut Adveniat seit Jahren rasant.
Sieben von zehn Menschen in der Region lebten in Großstädten. Aus dem meist armen und strukturschwachen Umland zugewandert, seien sie in den Armenvierteln und Favelas ihrer sozialen Wurzeln beraubt.  Hinzu kämen Drogen und Kriminalität. Die Kirche versucht, die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und moralischen Folgen zu mindern. Dazu gebe es eine spezialisierte Seelsorge für Schwangere, Jugendliche, Alte, Arme und Kranke.

Das in Essen ansässige Hilfswerk Adveniat wurde 1961 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Es unterstützt die Kirchen Lateinamerikas und deren Einsatz für die Armen, Verfolgten und Minderheiten. Der Name leitet sich von der lateinischen Vater-unser-Bitte "adveniat regnum tuum" (Dein Reich komme) her. Bei der Weihnachtsaktion 2007 kamen mehr als 36 Millionen Euro zusammen.