Katholik Joe Biden gewinnt Wahl zum US-Präsidenten

"Geehrt und demütig"

Nach Berechnungen von US-Medien hat der Demokrat Joe Biden die historische Wahl in den USA gewonnen - nach einer beispiellosen Hängepartie. Zu den Vorbildern des Gläubigen Katholiken zählt auch Papst Johannes XXIII.

Joe Biden im Gebet / © Andrew Harnik (dpa)
Joe Biden im Gebet / © Andrew Harnik ( dpa )

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat nach Erhebungen und Prognosen von US-Medien die Wahl in den USA gewonnen. Die Nachrichtenagentur AP und mehrere US-Sender sahen am Samstag Biden nach dem Sieg im Schlüsselstaat Pennsylvania bei über 270 Wahlleuten und damit uneinholbar vor Amtsinhaber Donald Trump. Der Republikaner Trump hat allerdings in mehreren Bundesstaaten juristische Schritte gegen die Ergebnisse oder die weitere Auszählung abgegebener Stimmen eingeleitet.

Joe Biden hat "geehrt und demütig" auf seine Wahl zum US-Präsidenten reagiert. "Nach Abschluss des Wahlkampfes ist es an der Zeit, die Wut und die harte Rhetorik hinter uns zu lassen und als Nation zusammenzukommen", teilte der 77-jährige Demokrat am Samstag mit.

US-Präsident Donald Trump will einen Sieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden bei der Wahl in den USA nicht anerkennen. "Die einfache Tatsache ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist", teilte Trump am Samstag mit.

Erster Katholik seit Kennedy im Weißen Haus

"Er hat immer einen Rosenkranz dabei", verriet einst der ehemalige Stabschef Barack Obamas im Weißen Haus, Denis McDonough, über die Gewohnheit des vormaligen Vizepräsidenten, in schwierigen Situationen ein stilles Gebet zu sprechen. "Das Versprechen Jesu spendet ihm Trost", sagt auch die Ordensfrau Simone Campbell, die Biden aus der Zusammenarbeit bei der US-Gesundheitsreform gut kennt.

Seit dem Tod seines Sohnes Beau, der mit 46 Jahren 2015 einem Gehirntumor erlag, trägt der Katholik stets dessen Gebetskette bei sich. Den Rosenkranz lernte der in einer irischen Arbeiterfamilie in Scranton im Industriestaat Pennsylvania zur Welt gekommene "Joey" bei den Schwestern des Heiligen St. Josef. Es half ihm, der gerade als jüngster Senator der US-Geschichte in den Kongress gewählt worden war, durch die düstere Zeit im Winter 1972/73, nachdem seine erste Frau Neilia und ihre einjährige Tochter Naomi ums Leben gekommen waren.

Geprägt von Johannes XXIII.

Geprägt wurde der heute 77-jährige Biden durch zwei "Johns": den ersten katholischen US-Präsidenten John F. Kennedy (1961-1963), an dem er sich politisch orientierte, und Papst Johannes XXIII. (1958-1963), dessen Einsatz für soziale Gerechtigkeit ihn prägte. Damals hätten die Katholiken in der US-amerikanischen Politik "ihren Platz gefunden", so der Kolumnist E. J. Dionne.

Der regelmäßige Kirchgänger Biden wird nun als zweiter Katholik der US-Geschichte nach John F. Kennedy ins Weiße Haus einziehen. Konservative Katholikenkreise in den USA kritisieren, dass Biden bei der Frage des Lebensschutzes die demokratische Parteilinie "Pro Choice" unterstützt. Biden hatte im Vorhinein der Wahl angegeben, dass er das Thema Lebensschutz als Katholik persönlich anders beurteile, sich aber für die Grundsätze seiner Partei auch als Präsident stark machen wird. 


Joe Biden / © Paul Sancya (dpa)
Joe Biden / © Paul Sancya ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA , DR