Gedenkgottesdienst für Unfallopfer der Massenkarambolage

"Zerbrechliches Leben"

Bei einem ökumenischen Gottesdienst am Mittwoch in der Rostocker Marienkirche haben die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern der Opfer der Massenkarambolage vom vergangenen Freitag gedacht. Bei dem Unfall auf der Autobahn nahe Rostock starben acht Menschen, mehr als 130 wurden verletzt.

 (DR)

"Das Unglück auf der A 19 macht uns bewusst, wie zerbrechlich unser Leben ist", sagte Weihbischof Norbert Werbs vor dem Gottesdienst. "Es erinnert uns an die Verantwortung, die jeder trägt, der am Straßenverkehr teilnimmt", so der katholische Bischof. Die selbstlose Einsatzbereitschaft der Helfer verdiene Dank, Anerkennung und Unterstützung über diesen Tag hinaus.



Der evangelische Landesbischof Andreas von Maltzahn sagte in seiner Predigt, der Unfall zeige den Menschen ihre Grenzen auf. "Gegen den Wahn, es wäre menschenmöglich, sich in allem abzusichern, das Leben planen, die Zukunft beherrschen zu können, müssen wir erkennen: Katastrophen geschehen nicht nur in Japan und anderswo. Sie ereignen sich auch hier bei uns."



Keine Schuldzuweisungen

Er warnte vor Schuldzuweisungen an Gott, die Natur oder sich selbst. Solche Fragen führten nicht zum Ziel, sondern zeugten von Ohnmacht, Zorn und abgrundtiefer Traurigkeit. Von Maltzahn verwies auf die Hoffnung der Christen, dass die Verstorbenen geborgen seien in Gottes Liebe und Frieden. "Wenn das für unser Herz zu viel ist - Gott ist größer als unser Herz", sagte der Bischof.



Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sagte, ein so "unfassbar schweres, großes Unglück" führe dem Menschen drastisch die gerne verdrängte Endlichkeit des Lebens vor Augen. "Wir sollten deshalb erkennen, wie kostbar die Zeit ist, die wir miteinander haben, dass wir alles dafür tun sollten, rücksichtsvoller, freundlicher und achtsamer miteinander umzugehen, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz und sicher auch im Straßenverkehr".



Der Regierungschef sprach den Hinterbliebenen seine Anteilnahme und den Helfern Anerkennung für ihre Einsatzbereitschaft aus. Ausdrücklich dankte er den beiden Kirchen für die Trauerfeier. Damit hätten alle die Möglichkeit, angesichts des schrecklichen Unglücks Gemeinschaft herzustellen und Trost zu spenden. "Ich wünsche mir sehr, dass es für alle, die heute hierher gekommen sind, für die Trauernden, für die Unfallopfer, für die Einsatzkräfte eine Hilfe ist, mit der Situation nicht allein zu bleiben, Mitgefühl, Anteilnahme, Solidarität zu spüren", sagte Sellering.