Papst mahnt Frieden und Dialog im Irak an

In Gedanken "beim geliebten Irak"

Angesichts der gewalttätigen Proteste im Irak hat Papst Franziskus an die politisch Verantwortlichen appelliert. Auch die Iraker selbst hält er an, den Dialog und eine Versöhnung zu versuchen. Zudem erinnerte der Papst an die Anfänge des Christentums in Europa.

Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz / © Andrew Medichini ( dpa )

"Ich fordere die Behörden auf, den Schrei der Bevölkerung zu hören, die ein würdiges und ruhiges Leben verlangt", sagte der Papst am Mittwoch am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Er sei in Gedanken "beim geliebten Irak", wo es bei Prostesten in den vergangenen Wochen viele Tote und Verletzte gab.

Alle Iraker mahnte der Papst, mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft Dialog und Versöhnung zu suchen, um auf diese Weise "gerechte Lösungen für die Herausforderungen und Probleme des Landes zu finden". Er bete dafür, "dass das gequälte Volk nach so vielen Jahren des Krieges und der Gewalt Frieden und Stabilität finden kann".

Telefonat mit Kardinalstaatssekretär Parolin

In den vergangenen Tagen waren bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Bagdad und anderen irakischen Städten Dutzende Personen getötet und mehr als 350 verletzt worden. Der schiitische Großajatollah Ali al-Sistani und der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako hatten ebenfalls zu "friedlichen" Protesten für "wahre Reformen und eine bessere Zukunft" aufgerufen.

Am Sonntag hatte der irakische Präsident Barham Salih laut Medienberichten mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin telefoniert. Dabei habe der Kardinal dem Präsidenten Unterstützung für das Zweistromland zugesagt und den Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass "das irakische Volk in Frieden und Harmonie leben kann".

Briten geben Argentiniern Marienfigur zurück

Unterdessen hat der britische Militärbischof Paul Mason im Beisein von Papst Franziskus nach dessen wöchentlicher Generalaudienz als eine Geste des Friedens und der Versöhnung seinem argentinischen Amtsbruder Santiago Olivera eine Marienstatue zurückgegeben, die britische Soldaten während des Falkland-Kriegs 1982 von dort mitgenommen hatten. 

Die Statue der "Lieben Frau von Lujan" war 1982 aus einer Kapelle auf einem Kasernengelände auf den Falkland-Inseln entwendet worden. Argentinische Soldaten hatte die Statue mitgebracht, als sie die zu Großbritannien gehörenden Inseln 1982 kurzzeitig besetzten. Nach der Rückeroberung durch die Briten wurde die Figur zurückgelassen; ein britischer Militärseelsorger brachte sie in die Kathedrale St. Michael and St. George in Aldershot südwestlich von London.

Als Dank für diese Geste überreichte Militärbischof Olivera seinem britischen Kollegen eine Replik der Statue. Die "Liebe Frau von Lujan" gilt als argentinische Nationalheilige. Die originale, ursprünglich aus Brasilien stammende bunt bemalte Terrakottafigur steht in der Basilika von Lujan nahe der Hauptstadt Buenos Aires.

Erinnerung an den Beginn des Christentums in Europa

Bei seiner Generalaudienz hat Papst Franziskus zudem unter Verweis auf die Apostelgeschichte an den Beginn des Christentums in Europa erinnert. Er sprach über den Apostel Paulus, der sich gemäß der Überlieferung nach einer Vision auf den Weg ins antike Mazedonien machte, um dort den christlichen Glauben zu verbreiten.

Besonders ging Franziskus dabei auf die Begegnung Paulus' mit der Purpurhändlerin Lydia ein, die Paulus und seinem Begleiter Silas Gastfreundschaft gewährte: "Dies ist die Ankunft des Christentums in Europa, der Beginn eines Inkulturationsprozesses, der bis heute andauert", so der Papst. Franziskus erinnerte auch an seinen Besuch in Nordmazedonien im Mai. Die Tatsache, dass Europas Christentum in dieser Region seinen Anfang nahm, erfülle die Christen dort nach wie vor mit Stolz.

Die Apostelgeschichte macht laut Franziskus deutlich, dass der Heilige Geist die "Hauptfigur der Mission der Kirche" sei. Dies zeige auch die wundersame Befreiung des Paulus aus dem Gefängnis und die Bekehrung des Wärters zum christlichen Glauben: "Das Licht Gottes leuchtet und vertreibt den Schatten, die Ketten des Herzens werden gesprengt, und er und seine Familie verspürten eine nie gekannte Freude", so der Papst.


Quelle:
KNA