Gauck: Luther nicht zum Heiligen machen

"Größe und Ambivalenz"

Martin Luther sollte nach Worten von Bundespräsident Joachim Gauck nicht zum Heiligen gemacht werden. Dieser habe "die Heiligenverehrung ja für grundverkehrt" gehalten, sagte Gauck.

Bundespräsident Gauck / © Wolfgang Kumm (dpa)
Bundespräsident Gauck / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Der Bundespräsident sprach im Berliner Schloss Bellevue bei einem "Schlossabend Martin Luther" zum Auftakt des Reformationsgedenkens. Dabei würdigte Gauck die "Größe und Ambivalenz" des Reformators.

"Wir verkennen auch die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit nicht", sagte Gauck weiter und nannte konkret Luthers "Maßlosigkeit in Streit und Polemik, seine Rechthaberei, sein Paktieren mit der Macht auf Kosten der Bauern" sowie seine "schlimmen antijüdischen Schriften»".

"Rebelle und Kirchenreformer"

Der Bundespräsident würdigte Luther zugleich als "großen Theologen", "Meister der Bibelauslegung", als Prediger und "begnadeten Publizisten", als "Übersetzer, wie ihn die deutschen Lande noch nicht gesehen hatten" sowie als "Rebellen" und Kirchenreformer.

Dabei zitierte Gauck auch aus den Gesprächen von Goethe mit Eckermann, die "mir genau ins Zentrum zu treffen scheinen". Darin heißt es: "Je tüchtiger aber wir Protestanten in edler Entwickelung voranschreiten, desto schneller werden die Katholiken folgen. Sobald sie sich von der immer weiter um sich greifenden großen Aufklärung der Zeit ergriffen fühlen, müssen sie nach, sie mögen sich stellen wie sie wollen, und es wird dahin kommen, dass endlich alles nur Eins ist." 

Bereits am Montag hatte der Bundespräsident die Festrede beim Staatsakt "500 Jahre Reformation" gehalten.


Quelle:
KNA