Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine - Energieexperte entwarnt

"Wir müssen uns keine Sorgen machen"

Die Gasversorgung von Russland über die Ukraine nach Europa ist nicht mehr möglich - das hat Gzprom inzwischen bestätigt."Die Privathaushalte in Deutschland müssen sich aber nicht sorgen", entwarnt im domradio-Interview Hubertus Wart, Energieexperte am Institut für deutsche Wirtschaft in Köln.

 (DR)

domradio: Wie kritisch ist die Situation in Bulgarien und der Türkei?
Wart: Die Situation ist insofern kritisch, weil es dort noch schwieriger ist, sich mit anderen Quellen zu versorgen, als es das in Deutschland ist. In Bulgarien ist man auf das Gas aus Russland angewiesen. In der Türkei gibt es noch Ausweichmöglichkeiten.

domradio: Ein Sprecher des ukrainischen Unternehmens Naftogas sagt, dass Europa in einigen Stunden Probleme mit der Gasversorgung haben wird. Ist das so oder ist das nur Panikmache?
Wart: Wir in den Privathaushalten werden davon nichts mitkriegen. Was bereits jetzt beobachtet wird, ist dass der Druck in den Gasleitungen abgefallen ist. Es wird weniger Gas aus Russland über die Ukraine auch nach Deutschland geliefert. Wir haben aber auch andere Möglichkeiten: 20 Prozent des Gases, das wir verbrauchen, kommt aus dem Inland. Wir haben wichtige Importe aus Norwegen und aus den Niederlanden. Die Importe aus diesen beiden Ländern sind zusammen größer als die aus Russland. Wir sind von dem Konflikt nicht betroffen.

domradio: Auch unser Nachbarland Österreich ist betroffen, da wird nur noch 10 Prozent Gas geliefert. Wie sieht das in Deutschland aus? Müssen wir uns Sorgen machen?
Wart: Das müssen wir uns keine Sorgen machen.

Gazprom: Ukraine sperrt alle Gasleitungen nach Europa
Die Gasversorgung von Russland über die Ukraine nach Europa ist Gazprom zufolge nicht mehr möglich. Der Vizechef des russischen Gaskonzerns Gazprom, Alexander Medwedew, sagte am Mittwoch in Berlin, in der Nacht zu Mittwoch habe die Ukraine alle Gasleitungen nach Europa abgesperrt.

Es gebe für Gazprom «keine Möglichkeit Gas zu schicken». Derzeit sehe Gazprom keine Bereitschaft der Ukraine Gespräche aufzunehmen. «Wir sind bereit für Verhandlungen», fügte Medwedew hinzu. Die Ukraine solle sich entscheiden, welchen Preis sie für das Gas zahlen wolle. Über die Pipeline durch Weißrussland und Polen, den nördlichen Korridor, würden allerdings noch 150 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag geliefert.

Gleichzeitig warnte Medwedew angesichts der eisigen Temperaturen vor einer ernsten Gefahr für das Leitungssystem. Wenn es so kalt sei, könnten die Leitungen schwerer wieder gestartet werden. Es könne zwischen 12 und 24 Stunden dauern.