Garlichs legt sein Amt nieder und entschuldigt sich bei Mitarbeitern - Schlagintweit bedauert Rückzug

UNICEF-Geschäftsführer gibt auf

Nach anhaltender Kritik an der Führungsriege beim Deutschen Komitee des Kinderhilfswerk UNICEF stellt der umstrittene Geschäftsführer der Organisation, Dietrich Garlichs, sein Amt zur Verfügung und macht den Weg für einen personellen Neuanfang frei. "Für den Vertrauensschaden, der in den vergangenen Wochen entstanden ist, übernehme ich die Verantwortung", schreibt Garlichs in einer persönlichen Erklärung an den Vorstand der Organisation, die am Freitag auf der Internetseite von UNICEF verbreitet wurde. "Ich entschuldige mich bei allen, die unter der öffentlichen Diskussion zu Unrecht gelitten haben", heißt es darin weiter.

Autor/in:
Christiane Jacke
 (DR)

Der Übergangsvorsitzende von UNICEF Deutschland, Reinhard Schlagintweit, bedauerte Garlichs Rückzug. Er wisse, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sei, sagte Schlagintweit. Garlichs habe UNICEF zu einer der großen Kinderrechtsorganisationen in Deutschland gemacht. "Ich hoffe, dass er für einen Übergang zur Verfügung steht", sagte Schlagintweit.

Garlichs zieht mit seinem Schritt die Konsequenzen aus den anhaltenden Diskussionen um Versäumnisse bei der Kinderhilfsorganisation. Die Vorwürfe wegen undurchsichtiger Beraterverträge und Verschwendung von Spendengeldern richten sich vor allem gegen ihn. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen eines Anfangsverdachts der Untreue gegen den langjährigen UNICEF-Geschäftsführer. In den vergangenen Wochen hatten sowohl die zurückgetretene Vorsitzende Heide Simonis als auch Großspender und Vertreter aus der Politik einen Wechsel an der Spitze von UNICEF gefordert.

Das Kinderhilfswerk habe ihm die Chance gegeben, 18 Jahre lang "an einer der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft mitzuarbeiten", heißt es weiter in Garlichs Schreiben. Das Fundament dieser Arbeit sei Vertrauen. Das sei aber in den vergangenen Wochen erschüttert worden. Das Deutsche Komitee von UNICEF habe sich zu einem Neuanfang entschieden, den er voll unterstütze. Bei den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern bedankt sich Garlichs in dem Brief "für die tatkräftige und engagierte Unterstützung".

Die Zentrale des Kinderhilfswerks UNICEF in New York hatte sich kurz zuvor in die Krise ihrer deutschen Sektion eingeschaltet. Die Organisation sei "sehr besorgt" über die Vorfälle in Deutschland, hieß es am Freitag in einer Stellungnahme von UNICEF International. Man sei beunruhigt über die Auswirkungen der Debatte auf das öffentliche Vertrauen in die Organisation weltweit. In der kommenden Woche reist der UNICEF-Regionaldirektor für Europa, Philip O'Brien, nach Deutschland, um mit dem Vorstand und der Geschäftsführung über Auswege aus der Krise zu beraten.

Zuletzt wurde auch aus der Mitarbeiterbasis Kritik an der Spitze der Organisation laut. Das Krisenmanagement von Vorstand und Geschäftsführung sei völlig schiefgelaufen, sagte Sigrid Schrader, Mitglied im Beirat des Hilfswerks. In einem Schreiben an die "Frankfurter Rundschau" attackieren Mitarbeiter der Kölner UNICEF-Zentrale die Führungsriege und werfen ihr "Ausspähung" und Bespitzelung vor. "Die moralische Seite ist so verwerflich! Der Name UNICEF wird beschmutzt bleiben", heißt es in dem Brief, wie das Blatt in seiner Samstagausgabe berichtet. "Uns allen ist klar, dass sobald die Krise nicht mehr in der Öffentlichkeit ist, hier im Haus die Köpfe rollen", schreiben die Mitarbeiter weiter, "niemand hier im Haus, traut sich noch irgendetwas zu sagen."