Gänswein über Kreuzerlass, Zölibat und Islam

"Wertvolles nicht über Bord werfen"

Erzbischof Georg Gänswein hat den Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung begrüßt. Im Interview mit dem Magazin "stern" äußerte er sich außerdem zum Zölibat, zum Priesteramt für Frauen, zum Islam und zu seinem Verhältnis zu Papst Franziskus.

Erzbischof Georg Gänswein / © Andreas Gebert (dpa)
Erzbischof Georg Gänswein / © Andreas Gebert ( dpa )

"Der Kreuz-Erlass bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen" sagte der Präfekt des Päpstlichen Hauses im Interview des "stern". Zugleich übte er Kritik an dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Mit Blick auf dessen Äußerung, der Erlass sorge für Spaltung, Unruhe und Gegeneinander sprach Gänswein von einer "ersten wenig erleuchteten Wortmeldung". Marx hatte allerdings schon damals auch betont, dass er sich grundsätzlich über Kreuze im öffentlichen Raum freue.

Seit Wochen sorgt ein Erlass für Diskussionen, wonach ab 1. Juni ein Kreuz im Eingangsbereich aller Dienstgebäude des Freistaats hängen soll.

"Wertvolles nicht über Bord werfen"

Gänswein äußerte sich außerdem zur Diskussion um das Zölibats. Dessen Abschaffung lehnte er erneut kategorisch ab. Auch wenn die Not groß sei, dürfe man Wertvolles nicht über Bord werfen. Ähnlich argumentierte er mit Blick auf Forderungen nach einem Frauenpriestertum. "Die Kirche ist an den Willen und das Wort Christi gebunden. Sie sieht sich nicht befugt, in dieser zentralen Frage des Glaubens eine Änderung einzuführen", erklärt Gänswein im Interview. 

Eher ablehnend äußerte sich Gänswein laut "Stern" auch zu der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre. Jedoch betonte er: "Ich habe höchsten Respekt vor Muslimen, die ihren Glauben nicht verstecken, sondern, wo immer sie sind, ernst nehmen und praktizieren. Von diesem Glaubenseifer könnten sich nicht wenige Christen eine Scheibe abschneiden."

Gutes Verhältnis trotz Unterschieden

Gänswein ist seit 2005 Präfekt des Päpstlichen Hauses. Für Papst Benedikt XVI. blieb er auch nach dessen Emeritierung Privatsekretär. Sein Verhältnis zu Papst Franziskus beschrieb Gänswein als "vertrauensvoll". "Ich meine, dass wir ganz gut miteinander können, trotz aller Unterschiede in Charakter, Stil und Temperament", so Gänswein.

Berichte über mögliche Kritik an Papst Franziskus innerhalb des Vatikans bezeichnete Gänswein als "medienwirksam gestrickte Klischees", die mit der Wirklichkeit herzlich wenig zu tun hätten. Den Papst bezeichnete Gänswein als "lichtvolle Gestalt".

(DR, stern.de, kna)